Die Kinks waren Meister darin, ein typisch englisches Gefühl zu erzeugen. Songs wie „Harry Rag“ und „Victoria“ dufteten förmlich nach Earl Grey mit Milch – während die Band ihrem Rabauken-Rock gegen Ende der Sechziger einen immer stärkeren Cabaret-Charakter verlieh. Den Höhepunkt ihrer Gesellschaftsbetrachtungen erreichten die Kinks mit ihrem letzten hervorragenden Album – indem sie ihre „Britishness“ mit dem in den USA aufgeblühten Country-Rock kurzschlossen: „Muswell Hillbillies“ von 1971 hat die Sehnsucht zum Thema, etwa im Eröffnungsstück „20th Century Man“ („I’m a 20th Century Man, but I don’t want to be here“) und im Titelsong (wo sich ein stolzer Arbeiter aus einem Pub im Nordlondoner Viertel Muswell Hill nach Oklahoma, Tennessee, träumt). Ihre Melodien waren selten schöner, Ray Davies’ Texte selten herzergreifender als auf dieser LP, die seinerzeit kein Riesenhit wurde, jetzt aber als Klassiker auf CD und Vinyl wieder zu Ehren kommt. lö