Einmal ein Revue-Programm spielen wie die ganz Großen. Frank Sinatra, Dean Martin – bei solchen Namen kommt Sasha ins Schwärmen. Nun tritt der 50-jährige Entertainer selbst in die Fußstapfen seiner Vorbilder: Sasha tourt mit einem zweistündigen Show-Programm durch Deutschland. Große Treppe, Tänzerinnen und Tänzer, Musikerinnen und Musiker – und mittendrin der Sänger, der sich in der Moderation erstmals auch im Comedy-Fach versucht. Regie führt Thomas Hermanns. Der Titel „This is my Time – Die Show!“ knüpft an einen der größten Sasha-Hits an. Und ist zugleich eine Ansage: Dieses Programm will den Moment feiern. Und die Zuschauer dazu bringen, sich – bei allem Schlechten in der Welt – auch auf das Gute zu besinnen. Am 17. Oktober und 18. Oktober spielt Sasha im Circus Krone.
Endlich die große Showtreppe. Da denkt man an Peter Alexander oder Frank Sinatra. Wie schaffen Sie es, Ihren eigenen Zugang zu finden – und nicht bloß Ihre Vorbilder zu kopieren?
Das ist die große Kunst. Das Schwierigste ist, Elvis-Songs zu singen, ohne zu versuchen, wie Elvis zu klingen. Denn ich kenne seine Interpretationen seit meiner Kindheit. Da muss ich mich wirklich auf mich selbst besinnen und die Songs so singen, wie ich sie singen würde. Das fällt etwas leichter, weil die Show komplett auf mich zugeschnitten ist, ich erzähle aus meinem Leben, über meine Leidenschaften. 100 Prozent ich. Also ein ganz bescheidenes Programm.
Um „Meilensteine“ Ihres Lebens soll es gehen. Was darf man sich darunter vorstellen?
Die erste Musik, die ich gehört habe, beispielsweise. Da sind wir wieder bei Elvis: Am Wochenende, wenn meine Eltern morgens noch schliefen, habe ich mir selbstständig Platten aufgelegt und sie im Wohnzimmer gehört. Meine liebste: „Elvis forever, 32 Hits“. Der Song „Return to Sender“ war damals einer meiner Favoriten. Das hat natürlich nichts damit zu tun – aber als Dreijähriger hab’ ich gedacht: Das ist Westernmusik.
Die Musik hat Sie berührt, ohne dass Sie den Text verstanden haben.
Ja, und das ist, was ich immer vermitteln möchte: Musik braucht keine Sprache. Ich werde häufig gefragt, ob ich lieber auf Englisch oder auf Deutsch singe. Ich mag beides, denn die eigentliche Sprache ist die Musik und die erzählt schon so viel. Jeder kann etwas hineininterpretieren, das macht’s zu Kunst.
Und was hat Sie zum Entertainer gemacht? Haben Sie schon als Knirps im Wohnzimmer getanzt dazu?
Alleine habe ich gern in den Besenstiel oder die Haarbürste gesungen. Aber sobald Leute dabei waren, habe ich mich geziert. Ich war ein ziemlich störrischer kleiner Junge – wenn es hieß „Jetzt mach doch mal“, „Jetzt sing doch mal“, „Jetzt spiel doch mal was auf der Orgel vor“ – war nichts zu machen. Doch man musste nur lang genug warten und irgendwann kam Klein Sascha um die Ecke und hatte irgendwas vorbereitet, mit Kostüm und Kragen hochgeklappt – und dann war ich halt Klein Elvis. Solche Geschichten gibt es einige in meiner Show. Oder auch Antworten auf Fragen wie: Welche Musik lief bei meinem ersten Kuss?
Was lief?
„Hello“ von Lionel Richie.
Von Ihnen aufgelegt, damit’s klappt mit dem Kuss?
Nee, das war eine Garagenparty und es lief halt das, was so lief. Mixtapes. Wir waren 12, 13. Zu der Zeit war ich der Kleinste. Und dann gab es auf der anderen Seite des Raumes das große Mädchen. Ich zu klein, sie zu groß – wir fanden beide nicht den passenden Partner… die ganze Story dazu gibt’s in der Show.
Es wird also durchaus privat. Wie gelingt es Ihnen generell, nur so viel preiszugeben, dass es für Sie und Ihre Ehefrau passt?
Sie ist ja auch meine Managerin, da haben wir uns von Anfang an gesagt: Das wäre albern, sie zu verstecken und nicht gemeinsam über den roten Teppich zu gehen. Damit war die Sache geregelt. Doch seitdem wir Nachwuchs bekommen haben, sieht es anders aus. In Deutschland gibt es dieses seltsame Gesetz: Sobald du als öffentliche Person das Gesicht deines Kindes öffentlich gezeigt hast, ist es zum Foto-Abschuss freigegeben. Also präsentieren wir unseren Sohn nicht öffentlich. Was schwerfällt, weil wir so unfassbar stolz auf ihn sind.
Was möchten Sie ihm mit auf den Weg geben?
Dass ich immer für ihn da bin. Egal, was ist. Auch wenn er flügge wird und seine Freiheit ausleben möchte – er kann das alles tun und soll wissen, dass er zu mir kommen kann, wenn ich gebraucht werde.
Klingt sehr bestärkend. Fällt gar nicht so leicht in diesen Zeiten, oder? Wie muntern Sie sich auf, wenn Sie die Angst vor der Zukunft packt?
Dann boxe ich mich da gedanklich heraus. Denn es ist doch so: Wenn jetzt alle nur noch negativ denken, übernimmt die negative Energie. Wie soll es dann weitergehen? Halten meine negativen Gedanken zu lange an, komme ich irgendwann an einen Punkt, an dem ich sage: So, reicht jetzt, nun mal wieder Ärmel hochkrempeln und anpacken!
Da braucht es Entertainer-Qualitäten.
Stimmt. Da geht es mir wie den meisten meiner Kollegen: Wir haben ein hohes Berufsethos, und das heißt „The Show must go on“. Was ist unsere Aufgabe? Die Menschen zu unterhalten. Genau in diesen dunklen Zeiten müssen wir spielen, auftreten, durchziehen, egal, was kommt. Wir müssen wieder da raus, weil wir jetzt am meisten gefragt sind. Wenn die Leute gestresst sind, wenn der Alltag grau wird, dann sind wir da, ihn wieder bunt zu machen und die Menschen wenigstens für zwei, drei Stündchen vergessen zu lassen, was da draußen los ist.
Das Gespräch führte Katja Kraft.