Hinreißend riskant

von Redaktion

Jazzerin Alba Careta in der Unterfahrt

Im vergangenen August war sie beim Jazzfestival Saalfelden mit ihrer Verquickung von elegant-melodischem Mainstream-Jazz mit Folklore ihrer katalanischen Heimat bereits positiv aufgefallen. Bei ihrem München-Debüt in der Unterfahrt konnte die aus Barcelona stammende Trompeterin und Sängerin Alba Careta nun mit ihrem Quintett den ersten Eindruck überzeugend bestätigen.

Etwa zwei Drittel des Programms sind instrumentale Eigenkompositionen der Bandleaderin: mal eingängige, stark rhythmisch akzentuierte, dann und auch bisweilen überraschend vertrackte Themen – als wäre Art Blakey mit seinen Jazz Messengers auf der Iberischen Halbinsel sozialisiert worden.

In Tenorsaxofonist Lucas Martinez und Pianist Roger Santacana hat Careta zwei versierte Mitspieler, die als virtuos improvisierende Protagonisten ein Stück tragen können, während die Bandleaderin selbst mit ihrem dunkel schattierten Trompetenton punktet. Im restlichen Drittel singt Alba Careta Arrangements von Vertonungen katalanischer Dichter durch andere Komponisten.

Mit ihrer klaren, intonationssicheren Stimme erreicht Careta dabei eine emotionale Tiefe und Expressivität, die man manchmal auch ihrem Trompetenspiel noch mehr wünschen würde. Das Erstaunliche ist, dass das Konzert aber nicht in zwei Teile zerfällt, sondern beide Komponenten organisch ineinander übergehen, wobei zwei Duette von Stimme und Schlagzeug (Josep Cordobés) sowie Kontrabass (Giuseppe Campisi) die Höhepunkte sind.

Als das begeisterte Publikum eine zweite Zugabe erzwingt, spielt die Band einfach ein bereits zuvor gespieltes Stück noch einmal, aber mit überraschenden Stop-Start-Themen und hinreißend riskanten Agogikspielereien so raffiniert travestiert, dass man es gar nicht wiedererkennt: Das ist das i-Tüpfelchen. REINHOLD UNGER

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