Strahlendes Weilheim

von Redaktion

Das Lichtkunst-Festival lockt am Wochenende mit seiner dritten Ausgabe

VON MAGNUS REITINGER

Der Lichtkünstler Philipp Geist hat weltweit so einige illustre Orte neu leuchten lassen. Projektionen am Königspalast in Bangkok, an der Christusstatue über Rio de Janeiro oder am Kölner Dom gehören zu seinen spektakulärsten Werken. Für audiovisuelle Projekte arbeitete der 46-Jährige mit Musikern wie Anne-Sophie Mutter (siehe unten) und Daniel Hope zusammen, 2020 schuf er eine großflächige Installation für den offiziellen Festakt „30 Jahre Wiedervereinigung Deutschland“.

Doch Geists Herzensprojekt spielt in der oberbayerischen Provinz, in der 23 000-Einwohner-Stadt Weilheim. Hier ist der Künstler, der seit Langem in Berlin lebt, aufgewachsen. Hier malte er seine ersten Bilder. Und hier hob er 2016 ein Lichtkunst-Festival aus der Taufe, das ebenso ambitioniert wie publikumswirksam ist. Zur zweiten Ausgabe 2018 pilgerten über 20 000 Schaulustige in die Weilheimer Altstadt. Diesen Freitag und Samstag lockt nun „Lichtkunst Weilheim – Festival #3“ in das Städtchen. Jeweils von 19 bis 23 Uhr erstrahlen vier markante Plätze und Gebäude in der Altstadt in neuem Licht. International renommierte Künstler aus Deutschland, Österreich und Belgien haben dafür spezifische Installationen entwickelt, die den Genius Loci aufnehmen.

Philipp Geist, der künstlerische Leiter, und sein hochmotiviertes Team achten sorgfältig auf die künstlerische Qualität und darauf, dass keine „reine Effektshow“ aus dem Festival wird, das künftig alle drei Jahre stattfinden soll. So will die in Wien und Barcelona lebende Teresa Mar mit ihrer Projektion „Radiance“ auf die Fassade von Weilheims denkmalgeschützter Musikschule (der einstigen Fronfeste) „das Figürliche mit dem Abstrakten, das Objekt mit dem Licht und den Ort mit seiner Historie“ verbinden. Der 1984 in Paris geborene Künstler Romain Tardy lässt in seine Licht- und Soundinstallation „Future Ruins“ an der historischen Stadtmauer Architekturfragmente benachbarter Bauten einfließen. Und die Dresdner Architekten Philip Schambelan und Michal Banisch, vielfach preisgekrönt als „ruestungsschmiede.de“, realisieren ihr Videomapping „XYZ³“ auf der Betonwand der Jahnhalle, einer Sporthalle, die vor 50 Jahren der Öffentlichkeit übergeben wurde.

Weilheims Mitte, den Marienplatz, bespielt der Lokalmatador selbst: Geists Installation „WIR – Weilheim“ integriert historische Aufnahmen der Stadt und Porträts heutiger Einwohner und rückt so nach den Pandemiejahren der Zurückgezogenheit das Miteinander in den Fokus. Die Musik, die der Berliner Komponist Lukas Taido dazu schrieb, wird der Weilheimer Chorkreis live in rund 20-minütigen Blöcken aufführen.

Neben den Freiluft-Installationen gibt es Lichtkunst-Ausstellungen im Stadtmuseum und im „ZwischenRaum“ am Kirchplatz. Im Stadttheater finden Vorträge und Künstlergespräche statt. Bleibt nur die Frage, wie so viel Lichtkunst zu einer Zeit des Energiesparens passt. Auch darüber haben sich die Weilheimer Gedanken gemacht und ermittelt, dass für das Festival maximal 350 Kilowattstunden Strom verbraucht werden. Das entspreche etwa 15 Elektroautos, die jeweils 100 Kilometer fahren, rechnet Programmleiterin Gabriele Zelisko vor – oder dem Monatsverbrauch eines Vier-Personen-Haushaltes. Man sei sich mit der Stadtspitze einig, dass dieser Energieverbrauch keinesfalls eine Absage des Festivals gerechtfertigt hätte. Und vielleicht verlangt ja gerade diese Zeit nach Zusammenkommen und nach Licht. Zelisko: „Das gemeinsame Genießen der Kunst tut uns allen ziemlich gut.“

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