Nach all den preisgekrönten Aktivitäten an den Rändern des Repertoires, ob in Renaissance, Mittelalter oder im außereuropäischen Bereich, sei ihm die Tätigkeit in der Schlagerzone gegönnt. Nach Beethovens kompletten Symphonien legt Jordi Savall nun eine Einspielung der beiden letzten aus Schuberts Feder vor. Was der Katalane mit dem Orchester Le Concert des Nations interpretatorisch Neues bringt? Darum geht’s gar nicht. Man hört den widerhakigen, mit Schnellkraft gespielten, teils rasanten Deutungen nicht an, dass hier ein Senior am Beginn des neunten Lebensjahrzehnts dirigiert. Das Klangrelief ist extrem genau definiert. Eine Einspielung quasi zum Mitschreiben. Ohnehin arbeitet Savall traditionell mit einer der besten Aufnahmetechniken der Klassikszene. Sein Schubert ertrinkt nicht in Melancholie, ist gut durchlüftet – und doch tönt das nicht nach Partitur-Skelett wie bei vielen Kollegen aus der Alten Musik. Dazu ist Savall viel zu sehr Ästhet und will sich, respektive der Welt, nichts mehr beweisen. Wahrscheinlich muss man dafür 81 werden. th