Frisches Blut für Dracula

von Redaktion

Das Deutsche Theater zeigt das Vampir-Musical in neuer Besetzung

VON TOBIAS HELL

Von Murnaus Stummfilmklassiker „Nosferatu“ über Coppolas „Dracula“ bis hin zu den „Twilight“-Filmen: Seit die Bilder laufen lernten, sorgen Vampire im Kino für wohliges Gruseln. Und auch in den abgedunkelten Sälen der großen Musicalhäuser begegnet man den lichtscheuen Kreaturen immer wieder. Pünktlich zur Halloween-Saison hält im Deutschen Theater der titelgebende Dracula Ausschau nach frischem Blut – Premiere ist an diesem Donnerstag.

In diesem Fall ist das sogar wörtlich gemeint. Publikumslieblinge wie Thomas Borchert oder Patrick Stanke waren bereits bei der Ulmer Premiere der Inszenierung von Alex Balga mit von der Partie. Doch in den weiblichen Hauptrollen stoßen nun zwei Damen neu zum Ensemble, die einst an der Theaterakademie August Everding ihr Handwerk lernten.

„Es fühlt sich alles sehr vertraut an“, sagt Valerie Luksch, Darstellerin der Lucy, in einer Probenpause. „Wir hatten damals mit der Masterclass im Silbersaal schon viel Gelegenheit, hier zu spielen.“ Und selbst wenn es die gebürtige Wienerin nach dem Abschluss zurück in die Heimat zog, riss der Kontakt nach München nie ab. „In Österreich haben sich viele spannende Dinge ergeben. Aber ich habe immer gespürt, dass ich irgendwann nach München zurückkommen möchte. Und dass ich jetzt mit dieser wundervollen Crew arbeiten kann, ist einfach toll.“

Zu ihren Partnerinnen auf der Bühne zählt unter anderem Roberta Valentini als Mina. Die Nürnbergerin, die inzwischen zu den festen Größen der deutschen Musicalszene zählt, brillierte im Haus an der Schwanthalerstraße zuletzt in der Titelrolle von „Elisabeth“. Auch bei ihr kommen viele Erinnerungen hoch. „An das Deutsche Theater, aber auch an die Zeit an der Akademie. Da sind damals viele Freundschaften entstanden, die bis heute gehalten haben.“

In eine bestehende Produktion einzusteigen, ist im Musicalbetrieb keine Seltenheit. Trotzdem schwärmen die beiden Darstellerinnen immer wieder von der Atmosphäre im Probensaal und von den Freiheiten, die der Regisseur ihnen gewährt, um ihre eigene Version der zentralen Frauenfiguren zu finden. Wobei dies ebenfalls der neuen Spielsituation geschuldet ist. Immerhin war die Ulmer Produktion für die dortige Freilichtbühne konzipiert.

„Es hilft natürlich, dass ein paar Kollegen dort dabei waren und wissen, wie das Stück läuft“, gesteht Roberta Valentini. „Aber auch für sie ist alles neu, weil jetzt im Haus ein viel intimeres Agieren möglich ist. Da muss man aufpassen, dass man nicht zu groß spielt. Das ist eine ganz andere Herausforderung.“

Zu großen Gesten lädt auch die bombastische Partitur von Komponist Frank Wildhorn ein, dessen Musik man am Haus im Frühjahr bereits bei „Jekyll & Hyde“ kennenlernen konnte. Ein weiterer Klassiker des Gothic-Horror, an den er mit seinem „Dracula“ nahtlos anknüpft. „Natürlich hört man sofort, dass es Wildhorn ist“, meint Valentini. „Er hat seinen ganz eigenen Stil, der im ersten Moment vielleicht sehr nach Pathos klingt. Aber da kommt es eben auf uns Schauspieler an, was wir daraus machen. Und wenn man diese pathetischen Stellen auch darstellerisch füllt, bekommt alles auf einmal eine ganz neue Bedeutung.“

Die Begeisterung für Wildhorns Power-Balladen teilt auch Valentinis Kollegin, die bislang oft auf andere Rollen abonniert war. „Ich sitze auf der Probe und bekomme einfach nur Gänsehaut. Zuletzt habe ich eher klassische Musicals wie ‚My Fair Lady‘ oder ‚West Side Story‘ gesungen. Da macht es richtig Spaß, jetzt einen fetzigen Wildhorn zu spielen, bei dem ich wieder andere Aspekte meiner Stimme aktivieren muss.“

Beiden Figuren gemeinsam ist die unerklärliche Faszination für den blutsaugenden Grafen, die für Roberta Valentini nur schwer in Worte zu fassen ist. „Ich denke, es ist vor allem, das Mystische und Ungewisse, das uns alle neugierig macht. Was mir an dieser Version gefällt, ist, dass wir uns nicht in Äußerlichkeit verlieben, sondern es zwischen Mina und Dracula eine tiefe seelische Verbindung gibt. Das wollen wir das Publikum spüren lassen.“

Premiere

am 20. Oktober;

deutsches-theater.de.

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