„Kennen Sie Goethes Faust?“ – „Was? Geboxt hat der auch?“ Der bekannte Kalauer ist berechtigt: Der deutsche Dichter und Denker boxte regelmäßig bei Landpartien des Morgens mit dem Kammerherrn von Einsiedeln – und zwar so heftig, dass Blut floss. Solchen Tratsch und Klatsch erfährt man aus Karl August Böttigers (1760-1835) Nachlass, in dem dieser das Weimarer Genie-Wesen gewaltig auf die Schippe nahm, das mit Goethes Ankunft in Weimar und seiner Verbrüderung mit dem Herzog begann. In der Folge wallfahrteten Kraft- und Drang-Genies von allen Seiten dorthin, um auf Goethes Flügeln näher an die fürstliche Sonne zu fliegen. Der genau beobachtende und leicht boshafte Böttiger kommentiert all dies mit spitzer Feder und findet in Jürgen Hentsch einen kongenialen Vorleser, der mit Vergnügen all die Sottisen der Werther-Mode goutiert. hilo