Hut ab!

von Redaktion

AUSSTELLUNG Das Nationalmuseum zeigt die Geschichte der Kopfbedeckung

VON STELLA RÜGGEBERG

Je größer und prunkvoller die Haube, desto wichtiger die Person. Zumindest war das vor mehreren Jahrhunderten der Fall. Auch heute liegen Hüte im Trend, sind aber bei Weitem nicht so prunkvoll und detailliert verarbeitet wie damals. Im Bayerischen Nationalmuseum können sich Besucherinnen und Besucher ab sofort auf eine spannende, bunte Zeitreise begeben.

Diese beginnt im 9. Jahrhundert. Auf Gemälden sieht man Kronen des Heiligen Römischen Reiches und Herzogs- und Kurfürstenhüte. Zu sehen sind zudem vier Bischofs-Mitren in Weiß und Rot mit goldenen Schnürungen. Mit der Zeit wurden diese immer größer. Doch schnell wurden Kopfbedeckungen ganz allgemein nicht mehr ausschließlich von Königen und Königinnen getragen, sondern allen verfügbar gemacht. Einige Objekte der Schau mussten in mühsamer, monatelanger Handarbeit restauriert werden. Hier sollte man sich also Zeit lassen, um wirklich jedes Detail zu untersuchen. Teilweise mussten Hunderte Goldplättchen an einer Mütze befestigt werden, ohne dabei das originale Material zu beschädigen. Andere wurden durch mehrere Stoffreste rekonstruiert.

Anfangs ist noch ein deutlicher Unterschied zwischen den Hüten von Frauen und Männern zu erkennen. Ab dem 16. Jahrhundert wurde alles aber zum Unisex-Accessoire. Wie diese Kopfbedeckungen getragen wurden, kann man anhand von Gemälden sehen. Die Bilder haben allein zwar keine große Bedeutung, im Zusammenhang mit den Ausstellungsstücken aber bieten sie einen großen Mehrwert. So zum Beispiel auch bei den pastellfarbenen Hausmützen, die man um 1750 nutzte. Mit solchen würde man sich womöglich heute nicht mehr blicken lassen, damals ließ man sich damit aber extra auf einer großen Leinwand abbilden.

1200 Kopfbedeckungen besitzt das Museum. Um die Besucher nicht komplett zu überfordern, musste die Zahl auf 250 Ausstellungsstücke begrenzt werden. Für den Lokalbezug sind ländliche Hauben aus Bayern und des Bayerischen Königshofs zu bestaunen. Darunter eine Riegelhaube mit Goldstickereien und eine grüne Schirmmütze von Kronprinz Ludwig. Nach seinem Tod überließ er dem Nationalmuseum 45 Hauben. Daran kann man die Entwicklung der Herrenmode im 19. Jahrhundert gut erkennen. Wer eine kurze Pause braucht und gerne mal einen extravaganten Hut aufsetzen möchte, hat dazu auch die Möglichkeit. In einem prunkvollen Raum gibt es 17 Hüte, die man anprobieren kann.

Ab dem 20. Jahrhundert trifft man dann auf bekannte Hauben wie die Fedora oder die Baskenmütze. Auch bunte Vogelfedern waren wieder im Trend und schmückten die Hüte der Damen. Designer wie Christian Dior, Pierre Cardin und Moschino erweiterten mit abstrakten Exemplaren die Grenzen der Mode. Gloria von Thurn und Taxis stellte einen Großteil ihrer Sammlung dem Museum zur Verfügung. Darunter auch ein Hut, an dem viele kleine Teddybären aneinandergereiht sind.

Vor dem Ausgang kann man aktuelle Kopfbedeckungen und kunstvolle Kappen betrachten. Darunter auch der blau-rote Strohhut mit Lederüberzug, der auf den Flyern und Plakaten abgebildet ist. Etwa drei Jahre hat es gedauert, diese Ausstellung auf die Beine zu stellen. Mühsame Restaurationen und besondere Leihgaben machen sie einzigartig. Von historischen Originalexemplaren von König Ludwig I. bis hin zur dunkelblauen Cap vom Fantastischen-Vier-Rapper Smudo, ist für jeden etwas dabei.

Bis 30. April 2023,

Di. bis Fr. 10 bis 17 Uhr, Do. bis 20 Uhr;

Prinzregentenstraße 3.

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