„Nachmittage“ zum Tagesende: Am Mittwochabend stellte Ferdinand von Schirach seinen gleichnamigen Erzählband im Residenztheater vor. Zwar ist sein jüngstes, im August bei Luchterhand erschienenes Buch inhaltlich etwas anders als erwartet – weniger blutig und vielmehr melancholisch, Schirachs Sprache allerdings überzeugt nach wie vor. Seine 26 Geschichten von Nachmittagen auf Lesungen, in den Bars und Restaurants dieser Welt sowie im Flugzeug schaffen eine nostalgische Wohlfühlatmosphäre, lassen einen gleichzeitig aber innehalten und die Beschleunigungsgesellschaft überdenken.
Wer sich vom minimalistischen, präzisen Schreibstil der früheren Werke begeistern ließ, dürfte auch diesmal nicht enttäuscht werden. Seine alltäglichen Beobachtungen und Begegnungen schildert von Schirach bildlich und konstruktiv, zusätzlich verrät er persönliche Favoriten an Kunst und Kultur.
Doch nicht nur mit seinen gelesenen Zeilen kann Schirach im Residenztheater begeistern, die gekonnt eingebundenen Zahlen und Fakten, charmanten Anekdoten und viel Humor runden den Abend ab. Schirach, geborener Münchner, freut sich, wieder in der „schönsten Stadt“ zu sein. Noch mehr scheint er sich aber darüber zu freuen, dass er während der Lesung rauchen darf. Entzückt erklärt er das seinem Publikum gleich zu Beginn. „Nur für dramaturgische Zwecke“, schmunzelt er. Herzliches Gelächter und Applaus. „Überlegen Sie sich das mit dem Zwischenapplaus, so dauert es nur noch länger.“ Daraufhin wird zwar seltener geklatscht, aber dafür doppelt so oft gelacht.
Auch wenn sich heraushören lässt, dass Schirach lieber für sich ist und autonom schreibt, als vor so vielen Menschen zu stehen, merkt man es ihm nicht an. „Aber wissen Sie, Schriftsteller sind schwierige Menschen.“ Den Eindruck hatte man nicht. Der Wahlberliner darf uns gerne öfter besuchen kommen. Das spiegelt auch der tosende Beifall am Ende wider.