Eine schöne Wohnung hatten beide damals in der Münchner Blumenstraße 3. Der Journalist Wolf Farkas und der Verlagskaufmann Lars Birken-Bertsch, zwei Mitte der Neunzigerjahre im Nachtleben und darüber hinaus aktive Literaturfans, initiierten dort ab 1997 Lesungen und Partys. Ziemlich schnell konnten sich Farkas und Birken-Bertsch als coole und zeitgeistige Variante eines Salons etablieren. Die Blumenbar war geboren.
Fünf Jahre, unzählige Feste und Literaturevents später wagten die zwei einen großen Schritt und gründeten den Verlag gleichen Namens. Der hatte anfangs nur ein Buch im Programm, F.X. Karls Romandebüt „Memomat“. Karl wohnte im selben Haus und war schon deswegen naheliegend. Selbstverständlich auch, weil sein rotzfreches Buch perfekt zum aufmüpfigen Profil des Verlags passte.
Bei nur einem Titel blieb es nicht lange, und bald war der Blumenbar Verlag einer der einflussreichsten Independent-Verlage im deutschsprachigen Raum. „Wir haben einige Zeichen setzen können und in jener Zeit eine ganz eigene Leserschaft gefunden“, fasst Birken-Bertsch die Hochstimmung der frühen Jahre zusammen.
Eine besondere Sprache und Handschrift war Farkas und Birken-Bertsch wichtig, bei allen Belangen von der Sprache über das Marketing bis zur Umschlaggestaltung. Die Münchner wirbelten mit ihren Ideen und Partys die in Ehren ergraute Buchbranche ordentlich durcheinander, nicht nur während der Frankfurter Buchmesse. „Wir waren immer halb Veranstalter und halb Verlag“, so Birken-Bertsch. Die Party zur Veröffentlichung des Bildbands „Mjunik Disco“ bringt im Nachtclub Pacha die Stadt zum Tanzen.
Trotzdem gerät die Firma zunehmend in finanzielle Schieflage. Die Kritiken sind gut, aber die Verkaufszahlen nicht. Ein Investor kommt an Bord, doch der begreift den Geist des Verlags nicht, und so wird die Marke Blumenbar nach diversen Rettungsversuchen 2012 an die Aufbau-Verlagsgruppe verkauft.
Ganz leicht fiel den beiden der Abschied nicht. „Das hat Jahre gedauert, das Loslassen“, sagt Wolf Farkas. „So richtig endet es wohl tatsächlich erst heute.“ Mit der feierlichen Übergabe des gesamten Archivmaterials des Blumenbar Verlags an die Monacensia. 25 Kartons mit Ordnern, Büchern, Unterlagen, CDs und sogar Schallplatten und ein Stick mit Daten werden ab jetzt im Literaturarchiv der Stadt München verwahrt. Diese Entscheidung freut Monacensia-Leiterin Anke Buettner sehr. Will man doch bei den Sammlungen deutlich zeitgenössischer und gegenwärtiger werden und „die noch vorhandenen Gedächtnislücken schließen“.