Wenn die Ärzte Deutschlands lustigste und unterhaltsamste Mediziner sind – dann hat das Lumpenpack in München jetzt zumindest eine brillante Bewerbung als Assistenz-Ärzte abgegeben. Denn die immer noch viel zu unbekannte Spaß-Punk-Kapelle aus Stuttgart sorgte im ausverkauften Backstage für einen grandiosen Abend voller Mitsing-Hits, der die Stimm- und sonstigen Bänder der Fans bis aufs Äußerste forderte. Pogo, hüpf, Yippie! Das Glück im „Hitzetempel Backstage“, so Sänger Jonas Frömming, war perfekt.
Die „Steilgehzeit“ in München, so einer der Lumpenpack-Hits, startete mit der quietschvergnügten Singer-Songwriterin Eva Sauter aus Mannheim, die ohne ihre Band ok.danke.tschüss gekommen war, in deren Texten sich aber „Männerbestand“ und „Hirnrückwand“ ganz großartig reimen. Nach TikTok-Star Eva hielten dann die Ober-Lumpen Einzug, mit ihrer neuen Innere-Organe-Hymne „Danke liebe Leber“. Jonas Frömming, Maximilian Kennel und ihr „Rest der Band“ – noch so ein kultiger Songtitel – verstehen sich auf brillant gereimten Ulk, etwa über den „mittelalten Mark“, der auf einem Mittelaltermarkt Met aus Hörnern trinkt, um seine triste Existenz zu vergessen. Nachdem die Fans das Lied den ganzen Abend gefordert hatten („Wir wollen Mark!“), bekamen sie es am Ende doch noch. Und Songs wie „Dolce Wohnen“, eine Abrechnung mit gierigen Vermietern, bieten vielleicht Deutschlands spaßigste Kapitalismuskritik: „Krieg ein Baby, und schon bist du obdachlos.“ Was für eine große kleine Band, dieses Lumpenpack! JÖRG HEINRICH