Diese Auktion wird der Gipfel

von Redaktion

AUSSTELLUNG: Die PIN.Freunde versteigern wieder Kunst zum guten Zweck

VON KATJA KRAFT

So eine Katharina Grosse müsste man neben dem Bett hängen haben. Also nicht die Künstlerin persönlich; sondern ihr Werk, ein energiegeladener, kraftstrotzender Rausch in Rot und Grün und Blau. Mit der Farbpistole auf die Leinwand gefeuert – und direkt ins Herz des Betrachters getroffen. Ein Tag, der mit einem Blick auf „Untitled“ (2015) beginnt, kann nur gut werden.

Aber meine Güte, wie kommt man an eine rare Arbeit wie diese? Selbst wer ein paar hunderttausend Euro unters Kunstvolk bringen möchte, muss schon gute Beziehungen haben, um sie zu ergattern. Oder man wendet sich an die PIN.Freunde. Der Förderverein der Pinakothek der Moderne lädt am 19. November wieder zur großen Benefizauktion. Was dort Jahr für Jahr unter den Hammer kommt, ist – man muss das einmal mehr betonen – selbst ein ziemlicher Hammer. Ab morgen sind die Werke in der Pinakothek der Moderne zur Vorabbesichtigung ausgestellt. Ein Besuch sei auch jedem ans Herz gelegt, der von Originalen träumt, aber des nötigen Kleingelds wegen auf die Poster im Museumsshop zurückgreifen muss. Weil ein Rundgang durch die ausgestellten Auktionslose sich immer anfühlt wie ein kunterbunter Ausflug auf den gar nicht so leicht zu überblickenden Kunstmarkt. Die PIN.Freunde-Vorstände Dorothée Wahl, Katharina von Perfall und Annette Stadler nehmen einen gewissermaßen an die Hand und zeigen, was sich gerade in der Szene tut.

Auffallend viele Positionen junger Künstlerinnen und Künstler unter 40 sind dieses Mal vertreten. Das augenzwinkernde „Walk two Moons (Berlin / Tiffany & Co.)“ zum Beispiel, mit dem der 1990 geborene Kayode Ojo die schillernde Kunstwelt durch den Campari zieht. Zwei blutrote Likörflaschen, wie sie jeder Münchner aus dem Schumann’s kennt, stehen in Tiffany-farbenen Stiefeln auf Spiegelplatten, getragen von Champagnergläsern, garniert mit Handschellen. Ständiges Sich-selber-Spiegeln, Geltungssucht, Alkohol, Sex – eben alles, was auch Teil von Vernissagen ist, wird hier raffiniert zusammengefügt. Mit einem Schätzpreis von 17 300 Euro liegt das Werk im günstigeren Bereich der Auktion.

In diesem Jahr könnte ein neuer Rekord für ein Einzellos aufgestellt werden: Cecily Browns „The Englischer Garten“ (2018-2021) bewertet die Galerie mit 445 000 Euro. „Normalerweise kommen diese kleinen Formate von Cecily Brown überhaupt nicht auf den Markt“, erzählt Katharina von Perfall. Wie haben sie das wieder hinbekommen, ein solches Werk zu gewinnen? „Cecily Brown hat es uns auf direktem Weg überlassen. Und das haben wir Michael Hering zu verdanken, der mit Brown im Sommer die fantastische Ausstellung in der Staatlichen Graphischen Sammlung verwirklicht hat. Die hat ihr so gut gefallen, dass sie mit diesem Bild etwas an das Haus zurückgeben wollte.“ Denn alles, was durch die Auktion zusammenkommt, geht bekanntlich in die Kunstförderung. Im kommenden Jahr unterstützen die PIN.Freunde etwa die Georg-Baselitz-Schau (ab 30. August) in der Graphischen Sammlung oder eine geplante Textilien-Ausstellung in der Neuen Sammlung.

Und so hat diese PIN.Auktions-Schau nur einen Haken. Je mehr Werke man sieht, desto mehr geht es einem, wie es Martin Assig in seinem Bild „St. Paul (Alles)“ in die Welt hinausruft: „Ich möchte immer alles.“ Bitte!

Vorbesichtigung

ab morgen, Di.-So. 10 bis 18, Do. bis 20 Uhr in der Pinakothek der Moderne. Alle Infos zur Auktion und Online-Bietmöglichkeiten im Internet unter www.pin-freunde.de.

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