Auf baldiges Wiederhören

von Redaktion

James Gaffigan ersetzte in der Isarphilharmonie den erkrankten Zubin Mehta am Pult des BR-Symphonieorchesters

Spätestens nach diesem Abend in der Isarphilharmonie hätte sich Dirigent James Gaffigan definitiv auch mal wieder eine reguläre – und vor allem: regelmäßigere – Einladung ans Pult des BR-Symphonieorchesters verdient. Denn nachdem er hier 2018 für Franz Welser-Möst eingesprungen war, erwies sich der designierte GMD der Komischen Oper Berlin nun erneut als Retter in buchstäblich letzter Minute. Diesmal als Nachrücker für Zubin Mehta, der aus gesundheitlichen Gründen zurücktreten musste (wir berichteten). Eine Herausforderung, die James Gaffigan mehr als souverän meisterte – nicht zuletzt auch, weil beim dritten Klavierkonzert von Sergej Rachmaninow die Chemie mit Seong-Jin Cho stimmte, der sich bei diesem populären Dauerbrenner vom Ballast großer Vorgänger freimachte und erfolgreich seinen eigenen Weg fand. Nuanciert in der Interaktion mit dem klar und bedächtig agierenden Orchester, das die Gefühlsausbrüche meist dem Pianisten überließ und von Gaffigan erst im Finale zum großen Hollywood-Sound angestachelt wurde. Wobei auch Seong-Jin Cho in seinen Solopassagen kraftvoll in die Tasten griff und so teilweise mit einer beinahe schon orchestral anmutenden Wucht aufwartete. Das verlieh den sensibel gestalteten Momenten des Adagios umso mehr Tiefe.

Bombastisch ebenso Gaffigans Start nach der Pause, mit den ikonischen Anfangstakten von Strauss’ „Also sprach Zarathustra“, die mit dem erwarteten Pathos herandonnerten: Mit stolzgeschwellter Brust herausgeschleudert von den Blechbläsern, aber umgehend sanft kontrastiert durch die kammermusikalisch fein agierenden Streicher, die mit transparent aufgefächertem Klang die Spannung keineswegs abreißen ließen. Qualitäten, die der Dirigent für seine wohltuend entromantisierte Lesart zu nutzen wusste. Und so wurde durch das hoch konzentrierte Spiel von Konzertmeister Anton Barachovsky auch dem „Tanzlied“-Solo jegliche schunkelnde Volksfeststimmung ausgetrieben und die Komposition so beinahe in die Nähe Gustav Mahlers gerückt. Auf ein baldiges Wiederhören! TOBIAS HELL

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