Die Welt zu Gast im Silbersaal

von Redaktion

Das Deutsche Theater München plant für seine zweite Spielstätte neue Formate mit Musik und Tanz

VON TOBIAS HELL

Selten liegen Alt und Neu so nah beieinander wie im Deutschen Theater. Schließlich verfügt Münchens Tempel der leichten Muse neben dem modern renovierten Zuschauerraum des großen Hauses auch über eine intime zweite Spielstätte, die das Publikum schon beim Betreten in eine andere Zeit entführt. Die Rede ist natürlich vom Silbersaal. Von jenem architektonischen Schmuckstück, das als einziger Teil des Gebäudes die Bomben des Zweiten Weltkriegs überlebte.

Auch wenn es hier bereits immer wieder spannende Produktionen und Konzerte gab, geht man nun so richtig in die Offensive, um mit der Reihe „Welt im Silbersaal“ das Profil zu schärfen. Drei Säulen bestimmen das Programm der aktuellen Saison: Zunächst die „Weltmusik“, ein Begriff, den Kurator Mulo Francel für sich lieber als „Musik der Begegnung“ definiert. Er sieht die moderierten Konzerte, die ab sofort ein- bis zweimal pro Monat stattfinden, als Beitrag zu Vielfalt und Toleranz, der Brücken zwischen Kulturen und Generationen bauen soll – stets im Austausch mit dem Publikum.

Die präventiv selbst gestellte Frage, ob im Zuge der Debatte um kulturelle Aneignung „ein syrischer Oud-Spieler und eine polnische Cellistin zusammen Mozart spielen dürfen, oder ob da vielleicht alle Musiker aus Salzburg kommen müssen“, ist für Francel ohne jede Ironie schnell beantwortet: Im Zentrum stehe ein Dialog auf Augenhöhe, in dem sich unterschiedliche musikalische Traditionen gegenseitig befruchten. Abende also, an denen man unerwartete Gemeinsamkeiten und neue Berührungspunkte entdeckt.

Dies praktizieren er und seine Musikerkollegen von Quadro Nuevo schon lange – und haben nun mit Formationen wie dem Moritz Weiß Klezmer Trio oder Cairo Steps ebenso eloquente Mitstreiter mit am Start. „Es mag der naive Gedanke eines Musikers sein. Aber ich würde mir wünschen, dass jemand, der bei diesen Konzerten Spaß hatte, dieses Lächeln vielleicht am nächsten Tag weitergibt, wenn er in der Stadt jemandem mit Migrationshintergrund über den Weg läuft.“

Ebenso offen sollen auch die „Salonkonzerte“ zur Adventszeit werden, in denen man das Stammpublikum zum Blick über den Tellerrand verführen will. „Die Musik steht natürlich auch hier im Vordergrund“, wie Pianistin Maharani Chakrabarti betont. Aber eben in entspannter Atmosphäre an Bistro-Tischen, während die aus den Reihen der Münchner Philharmoniker rekrutierte Formation GoldMund ihre neue CD live vorstellt. Oder bei einer etwas anderen „Winterreise“ mit Ludwig Mittelhammer: „Mal nicht stocksteif im Frack am Klavier, wie man das sonst kennt. Aber mehr wollen wir jetzt noch nicht verraten.“

Mitmachen ist schließlich noch beim „Tanz im Silbersaal“ angesagt, wo von Swing über Volkstanz bis hin zum Tango-Workshop ebenfalls ein buntes Programm geboten ist, bei dem die Musik selbstverständlich ebenfalls nicht vom Band kommt, sondern live dargeboten wird.

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