Es könnte sein, dass Deutschland gerade seinen nächsten Pop-Superstar verschläft. Während Alice Merton („No Roots“) längst im US-Fernsehen und in britischen Konzertsälen angekommen ist, hätte die Münchner Muffathalle bei ihrem Quasi-Heimspiel durchaus besser gefüllt sein können. Aber so ergab sich immerhin die Chance, das Konzert der famosen Sängerin und Songschreiberin aus nächster Nähe und hautnah zu erleben.
Fünf Jahre lang hat die multinationale Künstlerin mit Wurzeln in Irland und Deutschland in München gelebt. „Das ist der Ort, an dem alles begonnen hat“, verrät sie ihren Fans – unter anderem bei ihrem ersten Konzert in der Glockenbachwerkstatt. An die Schulzeit erinnert sie sich in ihrem Deutsch-Englisch-Flexi-Mix: „When I spoke English in a Referat…“ Nach ihren ersten beiden Alben „Mint“ und „S.I.D.E.S.“ hat die 29-Jährige bereits ein Repertoire aus Pop-Rock-Ohrwürmern wie „Island“, „Learn to live“ oder „Why so serious“ zusammen, bei denen die Halle 18 Songs lang aus dem Mitsingen kaum rauskommt.
Ihre dreiköpfige Band setzt den wuchtigen Merton-Sound live prächtig um. Und die Sängerin kann eh alles, was ein Star braucht: Singen, Tanzen und Hits schreiben – was sie auf der Popakademie Mannheim sogar studiert hat. Auch auf der Bühne spricht Alice Merton offen über Ängste und Panikattacken, die sie jahrelang begleitet haben. Darum geht es gleich zum Auftakt in „Vertigo“. Doch mit der Zugabe „The other Side“, in der sie auf der anderen Seite der Dunkelheit ankommt, entlässt sie das Publikum optimistisch in die Nacht – mit dem nächsten Merton-Hit, der durchs Ohr wurmt. Alice im Pop-Wunderland.