Emma Thompson ist eine Wucht. In „Meine Stunden mit Leo“ besticht die Britin durch etwas, was normal sein sollte – in unserer oberflächlichen Welt aber außergewöhnlich ist: Thompson zeigt sich, wie sie ist. Sich und ihren Körper, der sie durch 63 Jahre getragen hat. Natürlich sieht man ihm das an. Das macht rein gar nichts. Der Callboy, den Thompson sich in der Rolle der verwitweten, pensionierten Lehrerin bestellt, um nach einem leidenschaftslosen Eheleben endlich einen Orgasmus zu haben, findet sie genau so attraktiv, wie sie ist. Nur sie hadert – und beginnt im von Sophie Hyde inszenierten Kammerspiel eine Diskussion über die Frage, was erotisch ist und wie man sich fallen lassen kann. Daryl McCormack gibt überzeugend den einfühlsamen Mann, der der lebens-, doch wenig Sex-erfahrenen Frau eine wichtige Sache vermittelt: In der Liebe gibt es kein Müssen, nur ein Wollen. Wie das aussieht, gilt es, gemeinsam herauszufinden. kjk