Wen interessiert heute noch der alte Adlige Egmont? Wieso wuchten Schauspieler August Zirner und Dirigent John Fiore mit dem Münchner Rundfunkorchester, unterstützt von Sopranistin Christina Landshammer als Egmonts geliebtem Klärchen, diesen niederländischen Grafen auf die Bühne? Noch dazu in einem Mix aus Goethes und Grillparzers Fassung? Weil es in diesem Trauerspiel, zumindest in den von Zirner so klug und frisch gelesenen Passagen, um erstaunlich Aktuelles geht: um die Schwierigkeit, trotz Anfeindungen und drohendem Tod aufrecht zu bleiben. Um die Pflicht, sich für die Anvertrauten, für die Schwächeren einzusetzen. Und immer wieder um das hohe, so leicht zu beschädigende Gut der Freiheit. Dazu Fiores mal eng, mal locker mit dem Drama verknüpfter Beethoven mit Landshammers anrührend interpretierten Liedern. Ein Schmankerl für Kenner. ulf