Oder lebst du schon?

von Redaktion

AUSSTELLUNG Die WTS Group präsentiert ihre Kunstsammlung im Werksviertel

VON KATJA KRAFT

Viel wird gerade darüber diskutiert, wie man motivierte Mitarbeiter findet. Faire Bezahlung ist das eine. Ein bisschen wohlfühlen im Büro wäre aber auch ganz hübsch. In Zeiten des Fachkräftemangels müssen sich selbst die härtesten unternehmerischen Hunde langsam an den Gedanken gewöhnen, dass sich die Wörter Wohlbefinden und Arbeit nicht ausschließen.

Fritz Esterer wirkt nicht wie ein unangenehm harter Hund. Sondern wie einer, der – um im Bilde zu bleiben –immer das Wohlbefinden aller im Rudel im Blick hat. Der 64-Jährige ist Vorstandsvorsitzender der WTS Group, einem Verbund von Steuerberatungsgesellschaften, dessen Teilgesellschaften weltweit tätig sind. Der Hauptsitz aber ist in München, ab jetzt an einem neuen Standort im Werksviertel. Und wenn man durch die Flure, die Konferenzräume, die hauseigene Bar (!), ja selbst durch die Kantine geht, die heute Abend feierlich eröffnet werden, ärgert man sich, leider so gar keine Ahnung von Steuerrecht zu haben. Weil man sich selbst ganz gut vorstellen könnte, in Räumen wie diesen zu arbeiten. Fühlt sich eher nach Museum an.

Überall: Kunst. Fritz Esterer hat mit Beraterin Sonja Lechner eine umfassende Sammlung von Bildern und Skulpturen aufgebaut. An der können sich nicht nur Mitarbeiter und Mandanten erfreuen, sondern auch die Öffentlichkeit. Einmal im Monat gibt es Führungen; im Festsaal Lesungen, Konzerte.

Natürlich kann man das als prestigeträchtiges Steuerabschreibungsprojekt eines erfolgreichen Unternehmens abtun. Oder man unterhält sich eine Weile mit Esterer und erkennt: Da will einer, der auch privat begeisterter Kunstsammler ist, wirklich etwas „zurückgeben“. Deshalb setzen Lechner und er beim Aufbau der Sammlung, in die jährlich mehrere hunderttausend Euro fließen sollen, auf Werke von Künstlerinnen und Künstlern aller Kontinente, jeden Alters, jeder Hautfarbe. „Die Vielfalt ist uns wichtig. Jedes Zimmer steht für eine Kultur.“ Da erinnert Thomas Breitenfelds geschwungene Holzskulptur im Afrika-Raum an die Fragilität der Natur; und hinterfragt Colin Sekajugo mit seinem Werk im Indien-Zimmer kritisch, warum reiche, mächtige Männer eigentlich meist weiß sind. Ins Museum muss man aktiv gehen. Solchen Eindrücken im Arbeitsumfeld kann man sich nicht entziehen. Wer weiß – vielleicht fühlt sich der eine oder andere reiche weiße Mann ja gespiegelt und hinterfragt sein eigenes Handeln; und rückt beim nächsten Videocall in diesen Zimmern den Nachhaltigkeitsgedanken mehr in den Fokus.

Besonders schön ist, dass nicht nur Etablierte wie die fantastische Rotraut oder der Finne Ola Kolehmainen zu sehen sind; sondern dass auch die Neuen auf dem Markt ein Forum bekommen. Im Eingangsbereich darf sich alle drei Monate ein Nachwuchskünstler, eine Nachwuchskünstlerin präsentieren. Den Beginn macht Felix Rehfeld mit seinen träumerischen Bergpanoramen. Wenn’s einem der gut betuchten Mandanten gefällt, können sie es kaufen – das Geld geht abzugsfrei an die Künstler. Kann man mit arbeiten.

Im Münchner Werksviertel

Friedenstraße 22; Infos und Führungen unter 089/ 28 64 60 oder wts.com/de-de.

Artikel 7 von 11