Können Sie es riechen? Plätzchenduft liegt in der Luft. Und während die ersten, noch warmen Lebkuchen verziert werden, tönt dazu natürlich Rolf Zuckowskis – man könnte es ein Volkslied nennen – „In der Weihnachtsbäckerei“. Das lustige Lied, 1987 veröffentlicht, diente als Vorlage für das Familienmusical, das nun in Münchenzu sehen ist. Wir sprachen vor der Premiere mit dem 75-jährigen Liedermacher und Menschenfreund.
Wann setzt bei Ihnen die Adventsstimmung ein?
Meine Frau schmückt traditionell am ersten Adventswochenende die Wohnung. Dazu läuft tatsächlich auch Musik von mir – „Dezemberträume“ oder „Sehnsucht nach Weihnachten“, ein Album, das ich mit dem Schweizer Trio Peter, Sue und Marc aufgenommen habe. Und dann setzt sie ein, die Stimmung, die wir lieben. Das Haus sieht ganz anders aus mit seinem Kerzenschein und den typischen Adventsdekorationen. Und von da an leben wir sehr im Advent, im Sinne von Vorfreude aufs Fest.
Können Sie die Stimmung genießen, oder sind Sie in dieser Zeit viel unterwegs?
Seit zwei, drei Jahren versuche ich, das Pensum meiner Auftritte einzuschränken – auch wenn die Zahl der Anfragen nicht kleiner wird, worüber ich mich nicht beklagen möchte. Ich bin ja Gott sei Dank noch fit und eigentlich gern unterwegs. Andererseits möchte ich mit meiner Frau, der Familie und den Enkelkindern – seit einem Jahr haben wir schon ein fünftes – besinnliche Momente zu Hause genießen. Also muss ich dem einen oder anderen auch mal Nein sagen, und das fällt mir nicht so leicht.
„In der Weihnachtsbäckerei“, so heißt es, haben Sie während einer Autofahrt geschrieben.
Stimmt. Ich hatte 1985 nachmittags im Advent in Bochum ein Konzert. Danach rief ich daheim in Hamburg an. Ich wollte wissen, was denn meine Frau und unsere drei Kinder machen. „Wir backen gerade.“ Im Hintergrund war typisches Küchengeklapper zu hören. Ich sagte dann noch: „Prima, ich denke an euch.“ Während der ruhigen Autofahrt stellte ich mir vor, was daheim abläuft. Nun habe ich selbst keine großen Backerfahrungen, in unserer kleinen Küche meist nur zugeguckt oder mal genascht – also habe ich mir etwas ausgedacht. Darum ist das Lied auch etwas chaotisch und lustig. „Frei nach Schnauze“ – wie ich ja singe.
Inzwischen singen das auch viele Menschen zum Plätzchenbacken…
Ein richtiger Bäcker würde angesichts des Textes wohl die Hände über dem Kopf zusammenschlagen! Als ich damals zu Hause ankam, war das Lied fertig – die Plätzchen und ein Lebkuchenhaus übrigens auch. Ich habe den Song der Familie vorgetragen, mein damals zweijähriger Sohn Andreas hat ihn gleich nachgesungen und die Töne etwas verändert. Das gefiel mir so gut, dass ich sie übernommen habe. Und so ist der kleine Mann von damals sozusagen der Mitkomponist.
Wenn Sie auf das Weihnachten Ihrer Kindheit zurückblicken: Welche Bilder haben Sie im Kopf?
Mein Vater, der sehr schön Mundharmonika spielte, zog immer mit „Ihr Kinderlein kommet“ durch unseren langen Flur von der Küche in die Weihnachtsstube – und wir Kinder hinterher. Dieses Bild sehe ich heute noch vor mir. Auf der anderen Seite war Weihnachten nicht immer einfach. Es gab Spannungen in der Familie. Mein Vater hat sich mit meinen Großeltern nicht so gut vertragen. Meine Mutter hat es mit ihrer großen Liebe aber immer geschafft, Weihnachten schön werden zu lassen. Musik spielte dabei eine große Rolle. Wir haben vorm Tannenbaum die traditionellen Lieder gesungen. Das tue ich mit meiner Familie heute noch. Und dann hat man sich über Geschenke gefreut.
Sie haben vielen Kindern durch Ihre Lieder die Kindheit verschönert. Weil sie so eine Wärme, Hoffnung und den Traum von einer heilen Welt vermitteln.
Für mich war Musik immer etwas, das guttut, was trösten und auch Spaß machen kann. Dieses Gefühl wollte ich auf Kinder und Erwachsene übertragen: Geht es einem mal nicht gut, kann man mit „Ich schaff das schon“ neuen Mut fassen. Nach Erscheinen meiner Autobiografie „Ein bisschen Mut, ein bisschen Glück“ kamen viele rührende Rückmeldungen von Menschen, die mir schrieben: „Mit deinen Liedern sind wir durch unsere Kindheit gegangen – und durch unser Erwachsenenleben.“
„Die Weihnachtsbäckerei“ sollte bereits 2020 in München laufen. Dann kam die Pandemie. Einige der damals vielleicht noch kleineren Kinder mit Tickets, könnten dem jetzt entwachsen sein…
Ach, ich glaube, durch die familiäre Stimmung und weil vor allem Erwachsene auf ganz köstliche Art die Kinder spielen, werden auch die älteren Kinder oder inzwischen Jugendliche mit den Kleineren auf wunderbare Art Spaß haben. Das Musical hat eine große Qualität, die mit Familie zu tun hat. Und da wächst man nicht so schnell raus.
Welche Leckereien essen Sie eigentlich am liebsten?
In Oberschwarzach gibt es das Erich-Kästner-Kinderdorf, das ich schon lange unterstütze. Jedes Jahr schicken mir die Kinder und die Betreuer eine Kiste mit selbst gebackenen Plätzchen. Bunt verzierte, wie Kinder sie lieben. Die Erwachsenen backen dann fränkisch nussig. Und ich mag Marzipan sehr gerne. Dieses Sortiment begleitet mich durch den Advent. Ich muss nur aufpassen, dass ich es nicht zu früh verputze.
Das Gespräch führte Katrin Basaran.
Vorstellungen
am 7. und 8. Dezember, jeweils um 14 und 17 Uhr,
in der Alten Kongresshalle.