Der Kult-Architekt

von Redaktion

Trauer um Meinhard von Gerkan

Gleich mit seinem ersten Bauprojekt landete er einen Welterfolg: Mit Anfang 30 bekam Meinhard von Gerkan den Zuschlag für den Berliner Flughafen Tegel, der bis heute Kultstatus genießt als „Flughafen der kurzen Wege“. Mit seinem Partner Volkwin Marg realisierte er Bauwerke in aller Welt – darunter das Nationalmuseum in Peking, Fußballstadien in Südafrika und Brasilien und die 2021 eröffnete Isarphilharmonie. Sein zweiter Berliner Flughafen, der von Pleiten, Pech und Pannen begleitete BER, sorgte dagegen für Negativschlagzeilen. Am Mittwoch ist der Architekt im Alter von 87 Jahren gestorben.

„Ich wurde Architekt aus Leidenschaft und bin es seitdem immer geblieben“, betonte von Gerkan, der wegen seiner temperamentvollen Art nicht immer als einfach galt. Am 3. Januar 1935 wird er im lettischen Riga geboren. Seine Kindheit ist geprägt von den Katastrophen des Zweiten Weltkriegs: Der Vater kommt als Soldat an der Ostfront ums Leben, die Mutter stirbt kurz nach der Flucht von Posen nach Niedersachsen. Der Junge wächst in Pflegefamilien auf. Zunächst studiert von Gerkan Jura und Physik, entscheidet sich dann für die Architektur. An der TU Braunschweig lernt er seinen späteren Partner Volkwin Marg kennen. Beide gründen in Hamburg ihr Büro gmp (Gerkan, Marg und Partner). Es folgt eine beispiellose Erfolgsgeschichte.

Heute arbeiten weltweit mehr als 400 Beschäftigte für das Büro, das Hunderte erste Preise in Wettbewerben gewonnen und über 370 Bauten fertiggestellt hat. Darunter sind die Neue Messe Leipzig mit ihrer gläsernen Tonne über dem Mitteltrakt, die Flughäfen in Hamburg und Stuttgart sowie der Berliner Hauptbahnhof. „Wir versuchen, jede Entwurfsaufgabe auf möglichst wenige Kernfragen zu verdichten, um darauf die selbstverständliche Antwort zu finden“, so von Gerkans Credo. Man müsse Architektur „dem Denk- und Handlungsraum von Konsumware entreißen und ihr die Wertstelle von Kulturgut geben“. CAROLA GROSSE-WILDE

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