Diese tolle Truppe würde man gern öfter erleben: Mit einem hinreißenden Auftritt in der Isarphilharmonie demonstrierte das Chamber Orchestra of Europe unter der energiegeladenen Leitung von Antonio Pappano, warum es seit über 40 Jahren in der ersten Liga spielt. Im Gepäck hatte es mit Ravels „Le Tombeau de Couperin“, Dvořáks E-Dur-Serenade und Kodálys „Tänze aus Galánta“ drei Werke, die unter den falschen Händen in seichte Unterhaltung, biedere Folklore oder harmloses Geplätscher abgleiten könnten.
Doch hier wird nichts Halbgares serviert, sondern jeder Takt spannend gestaltet. Die brillanten Musiker kombinieren Rasanz mit Eleganz, wechseln blitzschnell von schneidender Schärfe zu hauchzarter Poesie – und agieren stets auf der Stuhlkante und mit einem Strahlen im Gesicht.
Als perfekte Partnerin erweist sich Janine Jansen (Foto: Marco Borggreve). Die Niederländerin, kein gestyltes Geigen-Girlie, sondern eine veritable Violin-Virtuosin, stürzt sich mit stürmischer Leidenschaft, vollem Körpereinsatz und Mut zum Risiko in die wilden Wogen von Prokofjews erstem Violinkonzert. Die lyrischen Passagen gelingen auf betörende Weise, doch der Sarkasmus des Scherzos scheint ihr besonders zu schmecken: Martialisch stampfende Staccati, schrille Glissandi oder harte, nahe am Steg gekratzte Sforzati sind willkommener Anlass, auf Schönklang zu pfeifen und ihre edle Stradivari mal so richtig rotzig rocken und fetzen zu lassen. MARCO SCHMIDT