Eine Familie feiert

von Redaktion

Ukrainischer Abend im Künstlerhaus

VON MALVE GRADINGER

Die Ukraine zu Gast im Münchner Künstlerhaus – was für ein schöner Abend! Die Bühne geschmückt mit einem für die „Kornkammer Europas“ üblichen Weihnachtsbaum aus kunstvoll geflochtenen Ähren und Stroh. Und dann auch gleich die Sängerin Oksana Mukha in einem dezenten Trachtenkostüm. Eine Erscheinung. Eine Stimme, die kraftvoll und sanft eintaucht in die mitgebrachten Weihnachtslieder – sie uns ans Herz legt, auch wenn wir die Texte nicht verstehen.

Mit fast flüchtiger Geste fordert sie die vielen Landsleute im Publikum auf (manche sogar vom Bodensee angereist), den Refrain jeweils mitzusingen. Und man nimmt erstaunt wahr: Die Ukrainer halten fest an ihrer Volkslied-Tradition. Was da aus dem Parkett aufklingt, hört sich geradezu professionell an. Und mit den ab und an regelrecht chorisch gesprochenen Repliken der Zuschauer und Zuschauerinnen auf Oksana Mukhas Erzählung entsteht eine Atmosphäre des Zusammenhalts im Raum: Hier feiert einfach eine große Familie.

Der Schrecken, die Trauer über den russischen Angriffskrieg ist zumindest für ein paar Stunden in den Hintergrund gedrängt. Dafür sorgt auch die ukrainischen Folkloregruppe Yagody. Vier aparte Damen in farbigem Trachten-Look an Akkordeon,Trommel und Rassel musizieren und singen so klangdicht und elegant rhythmisch, dass man gleich aufhüpfen möchte für einen feurigen Tanz. Konzertpianist Yaromyr Bozhenko, im Deutschen perfekt, macht teilweise den Dolmetscher und begleitet schließlich am Flügel drei „Abgesandte“ aus seiner Spezialklasse in Düsseldorf für geflüchtete Schüler.

Putins Krieg legt ihre Heimat in Schutt und Asche. Aber diese Jugend, wo immer sie jetzt aufgenommen wurde, studiert, singt und musiziert für die Zukunft. Danke an das Künstlerhaus-Leitungsduo Jennifer Ruhland und Birgit Gottschalk für diese ukrainische Begegnung. Man sollte öfter mal in den Veranstaltungskalender dieser Münchner Kulturstätte hineinschauen.

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