Sturer Poet

von Redaktion

Peter Handke feiert heute 80. Geburtstag

VON ALBERT OTTI

Vor dem runden Geburtstag des österreichischen Literaturnobelpreisträgers Peter Handke ist es ungewöhnlich ruhig. Kein großes Fest, eine Interviewanfrage lässt er höflich durch seinen Verlag ablehnen. Die Literaturwissenschaftlerin und Handke-Expertin Katharina Pektor hat eine Erklärung: „Er schreibt an einem Text und will nicht gestört werden“, sagt sie über den Dichter, der heute 80 Jahre alt wird.

Handke (Foto: Bernd Weißbrod/dpa) war früher wegen seiner radikalen literarischen Sprache und später wegen seiner Schriften zum Balkan als streitbarer, wenn nicht sogar streitsüchtiger Zeitgenosse bekannt. In seinen jüngsten Werken schlägt er sanftere Töne an. So wie im Band „Zwiegespräch“, den das Wiener Burgtheater an diesem Donnerstag als Uraufführung herausbringt. Einer der beiden alten Männer, die das Zwiegespräch als Alter Egos des Autors bestreiten, erinnert darin unter anderem an den Großvater, der im Krieg immer nur in die Luft und nie auf den Feind schoss.

Geboren wurde Handke 1942 in einer Gemeinde in Kärnten an der Grenze zum heutigen Slowenien. Mütterlicherseits gehörte die Familie zur slowenischsprachigen Bevölkerung. Handke brach sein Jurastudium ab, nachdem der Suhrkamp Verlag seinen ersten Roman „Die Hornissen“ annahm. Aufsehen erregte er damit, dass er den Kollegen 1966 „Beschreibungsimpotenz“ vorwarf. Im gleichen Jahr stieß das Stück „Publikumsbeschimpfung“ auf Kritik. Zu den Prosa-Klassikern zählen „Wunschloses Unglück“ sowie „Die Angst des Tormanns beim Elfmeter“.

2006, beim Begräbnis des früheren serbischen Staatschefs Slobodan Milošević, hielt Handke eine Rede. Man warf ihm vor, dass er sich mit Serbien solidarisiert und die Verbrechen geleugnet habe. Bei der Verleihung des Nobelpreises 2019 reagierte Handke stur und poetisch. „Ich bevorzuge Toilettenpapier, anonyme Briefe mit Toilettenpapier im Inneren, gegenüber ihren leeren Fragen“, entgegnete er einem Journalisten.

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