Der stete Tropfen höhlt den Stein. Nachdem Mieczysław Weinberg selbst Eingeweihten lang eine unbekannte Größe war, widmeten sich nun gleich zwei Münchner Klangkörper innerhalb weniger Tage seiner Musik. Anders als die Philharmoniker haben Daniel Grossmann und sein Jewish Chamber Orchestra Munich freilich von Anfang an maßgeblich zur Weinberg-Renaissance beigetragen. Und beim jüngsten Auftritt des JCOM in den Kammerspielen ließ sich da diesmal neben der eindringlichen Kammersinfonie Nr. 4 auch sein Lied-Schaffen entdecken. Stücke inspiriert von traditionellen jiddischen Melodien, die von Shachar Lavi mit viel Herzblut und dunkel glühendem Mezzo interpretiert wurden. Qualitäten, die auch bei den Liedern von Joel Engel und Ilse Weber das Publikum in Bann schlugen. Schade nur, dass es dazu kein Programmheft gab und man die Texte zum Mitlesen erst beim Verlassen des Theaters in die Hand gedrückt bekam. Aber auch da gilt wohl: Besser spät als nie. TOBIAS HELL