Mit Unterhaltung wird hier nicht gespart

von Redaktion

Miroslav Nemec und Udo Wachtveitl begeistern mit Lesung von Dickens’ Weihnachtsgeschichte

VON ULRIKE FRICK

„Ein Weihnachtslied in Prosa“, wie die an Heiligabend spielende Geisterstory von Charles Dickens eigentlich heißt, ist neben der Geburt Jesu im Neuen Testament vermutlich die berühmteste Weihnachtsgeschichte der Weltliteratur. 1843 entstanden, wurde das Märchen vom Geizhals Scrooge schon unmittelbar nach der Veröffentlichung zum Publikumserfolg. Der Zauber der Weihnacht und die Geister, die dem garstigen Alten eine Nacht lang die Leviten lesen, faszinieren offensichtlich bis heute. Restlos ausverkauft ist das Prinzregententheater anlässlich der Lesung „Charles Dickens – Eine Weihnachtsgeschichte“. Liegt aber womöglich auch an der Popularität der zwei Vortragenden: Miroslav Nemec und Udo Wachtveitl füllen den bekannten Text während der szenischen Lesung mit Musikbegleitung schnell mit Leben – und überraschend viel Humor.

Applaus gibt’s ab dem ersten Auftritt von Nemec im braunen und Wachtveitl im hellgrauen Gehrock. Umrahmt werden sie an ihren Lesepulten, an denen sie es aber nie allzu lange auszuhalten scheinen, von einem auf Podesten im Hintergrund arrangierten Streichquintett. Diese Podeste illuminieren die von Regisseur Martin Mühleis eingerichtete Szenerie in verschiedenen Farben. Weiß oder blau bei den Kindheitserinnerungen im Schnee. In dunkles Rot getaucht, sobald es für Scrooge daheim etwas unheimlicher wird. Dazwischen wabert ein bisschen Bühnennebel. Das Kammerensemble Irene von Fritsch, Karoline Hofmann, Maria Schalk, Anja Schaller und Ralf Zeranski begleitet stimmungsvoll und akzentuiert unauffällig. Was eigentlich gar nicht nötig wäre. Denn die zwei „Tatort“-Kommissare fühlen sich auf der Bühne sichtlich wohl und werden im Vortrag von Minute zu Minute spürbar lockerer und entspannter. Nemec muss zwar mitunter viel Strenge in sein freundliches Gesicht legen, um den Unsympathen Scrooge zu mimen. Aber insgesamt gelingt den beiden eine sympathische, schwungvolle Interpretation des Klassikers. Auf die kitschigen Engelsflügel der Musiker hätte man da wirklich verzichten können…

Weitere Termine

am 16. Dezember (20 Uhr), 17. Dezember (16.30 Uhr/ 20 Uhr), 18. Dezember (11 Uhr/20 Uhr) im Prinzregententheater sowie am 26. und 27. Dezember je um 15 und 19 Uhr in der Isarphilharmonie. Karten unter muenchenmusik.de.

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