Es gibt Bands, die man lieber nicht auf seiner eigenen Hausparty auftreten lässt. Airbourne zum Beispiel. Denn wenn die australischen Hardrocker einmal loslegen, wird aus einer WG-Feier schnell eine ungewollte Abrissparty. Am Mittwoch war das Quartett rund um das Brüderpaar Joel und Ryan O’Keeffe in der ausverkauften Münchner Tonhalle zu Gast. Und was soll man sagen? Es war laut. Es war schweißtreibend. Es war ein Abend, den man so schnell nicht vergisst.
Die Stimmung? Phänomenal. Schon bei der Aufwärmmusik kurz vorm Airbourne-Auftritt singen die Fans zu Iron Maiden und Motörhead vom Band lauter mit als bei vielen anderen Konzerten während des ganzen Abends. Angeheizt von den starken schwedischen Bluesrockern von Blues Pills, braucht es nicht mehr viel, als die O’Keeffe-Brüder die Bühne stürmen. Dann gibt’s gute 90 Minuten Vollalarm: AC/DC-Riffs mit gedrückter Vorspultaste, beseelte Fans, die sich auf den Händen des Publikums tragen lassen – und natürlich die obligatorische Bierdose, die am Kopf von Frontmann Joel O’Keeffe zerschellt, während der auf den Schultern seines Roadies im Publikum ein Solo anstimmt.
Verschnaufpausen gibt’s eigentlich keine. Midtempo-Nummern oder Balladen kommen im Repertoire der Rocker ohnehin nicht vor. Dafür trägt gefühlt jeder zweite Songtitel in irgendeiner Form den Rock’n’Roll im Namen. Frisches Material hatte Airbourne beim Stopp in München noch nicht im Gepäck. Ein neues Album soll nach oder idealerweise schon während der Tour entstehen, hatte O’Keeffe vor dem Konzert im Gespräch mit unserer Zeitung angekündigt. Im Lockdown habe ihm die Energie des Publikums gefehlt, um neue Songs zu schreiben. Für die Münchner Konzertgäste hatte das zumindest den Vorteil, dass sie bei jedem Stück aus mittlerweile 20 Jahren Bandgeschichte textsicher mitgrölen konnten.
Die gute Nachricht zum Schluss: Die Tonhalle im Münchner Werksviertel hat sich als robust erwiesen und den Abend ohne größere Blessuren überlebt. Abrissparty hin oder her.