Pressekonferenzen mit Helge Schneider sind wie Überraschungseier, die man betreten kann. Niemand weiß, was passieren wird, selbst die Veranstalter nicht. „Schauen wir mal, was uns erwartet“, heißt es gestern Mittag zur Begrüßung im Night Club des Bayerischen Hofes. Klar, Schneider will Werbung machen für seine neue Tournee, die ihn im Februar auch nach München führt.
Doch in dieser Stunde geht es darum nur am Rande. Das Wichtigste also im Schnelldurchlauf: Die Isarphilharmonie? „War ich schon ein paar Mal drin.“ Die Akustik in der Interims-Spielstätte? „Sie klingt philharmonisch.“ Das heißt? „Da muss man einen natürlichen Sound haben, ohne große Verstärker, was mir sehr entgegenkommt. Obwohl ich manchmal auch laute Musik mag. Aber die mach’ ich dann leise.“ Das Publikum in München sei eh das beste, sagt Schneider, um sich gleich darauf als „einen der letzten Diplomaten“ zu preisen.
Bevor es aber um all diese Fakten geht, kabbelt sich der Musiker, Komiker, Unterhaltungskünstler und Multiinstrumentalist zunächst einmal mit den Fotografen („Ihr seid anstrengend“), erfüllt schließlich aber doch – fast – jeden Wunsch. Dann geht es um die Musik anderer Interpreten und Bands, die Schneider derzeit hört (als da wären Milli Vanilli, Paul McCartney, Haddaway, Alfred Brendel, Iron Butterfly, Ekseption), und es geht um die Art, wie er Musik hört: „Wenn ich aktiv Musik höre, lege ich eine Schallplatte auf. CD ist mir zu kompliziert – ich weiß nie, wo die CD reinkommt. Im Auto habe ich einen CD-Player. Doch im Auto höre ich Radio – mach’ aber den Ton aus. Sonst verblödet man. Die erzählen nämlich immer dasselbe.“
Zu Platten-Hören passt nun wiederum der Titel, den der 67-Jährige seiner neuen Tour gegeben hat: „Der letzte Torero“ habe weniger mit Stierkampf oder Spanien zu tun als vielmehr mit einem Torero-Fachgeschäft in Berlin, wo er sich entsprechend eingekleidet habe („Ich habe das Kostüm gesehen und gekauft. Und ich habe gehofft, dass es passt.“). Vor allem aber sei der „Letzte Torero“ eine Metapher „für alte Zeiten, für Vergessenes, für Tradition“, berichtet Schneider, derweil er wahlweise ein paar Töne am Flügel anschlägt oder an seinem Tee nippt.
Außerdem erzählt er dann noch, dass er an einem weiteren Studioalbum arbeite; zuletzt hatte er im vergangenen Jahr „Die Reaktion – The Last Jazz, Vol. II“ vorgelegt. Wann das Nachfolgewerk erscheinen wird, ist noch unklar. Das gilt auch für den Roman, an dem er gerade sitze. „Nach 20 Jahren ist Kommissar Schneider wieder im Dienst“, kündigt er einen weiteren Band seiner so vogelwilden wie blutigen Krimi-Reihe an, die in den Neunzigern für Furore sorgte: „Mehr kann ich nicht sagen. Ich habe nämlich noch keine Seite geschrieben.“
Zum Ende dieser sehr kurzweiligen Stunde im Night Club gerät der Mann auf der Bühne dann noch richtig ins Philosophieren. „Meine Arbeit ist auch zum Großteil Lüge“, konstatiert Helge Schneider. „Ich erzähle Geschichten, die nicht stimmen. Aber die stimmen könnten.“ Ein großer Spaß.
München-Konzerte
Helge Schneider spielt am 20. und 21. Februar 2023 in der Isarphilharmonie sowie am 2., 3., 4. und 5. Mai 2024 im Circus Krone; Karten online unter www.muenchenticket.de.