Mozarts „Zauberflöte“ zählt in dieser Jahreszeit zum Pflichtprogramm der Opernhäuser. Trotzdem gibt es auf den Spielplänen im Dezember auch noch die eine oder andere Rarität zu entdecken. Mozart bleibt man am schmucken Parktheater in Augsburg aber dennoch treu. Denn wenn dort am morgigen Samstagabend „Der Stein der Weisen“ über die Bühne geht, handelt es sich eben nicht um ein neues „Harry Potter“-Musical, sondern um ein erst in den Neunzigerjahren wiederentdecktes Opern-Pasticcio, zu dem auch das Salzburger Wunderkind einige Nummern beisteuerte. Initiator der Ausgrabung ist Rüdiger Lotter, der ans Pult seiner Münchner Hofkapelle tritt.
Im Autoren-Kollektiv von „Der Stein der Weisen“ finden sich zahlreiche Namen, die einem auch auf dem Uraufführungszettel der „Zauberflöte“ begegnen. Unter anderem Textdichter Emanuel Schikaneder. Merkt man das dem Stück an?
Inhaltlich gibt es einige Parallelen. Aber es geht uns nicht darum, die zwei Stücke gegeneinander auszuspielen. Wir fanden es einfach spannend zu zeigen, dass die „Zauberflöte“ kein Asteroid ist, der aus dem Nichts auf die Erde gestürzt ist und Mozart eben schon vorher zum Schikaneder-Zirkel gehörte. Dadurch lernte er auch die Wiener Theaterszene kennen und wusste, was beim Publikum ankam. Er hatte zuvor einige Misserfolge, und so war Schikaneders Truppe für ihn auch eine Art letzte Hoffnung.
Man sagt ja gern, dass nicht jedes vergessene Werk zu Unrecht vergessen wurde.
Egal welche Epoche wir betrachten, es hat sich immer nur ein kleiner Bruchteil im Repertoire gehalten. Wir essen, wenn man so sagen will, eigentlich nur Kaviar. Das Beste vom Besten. Aber vieles, was Mozart komponierte, war den Leuten damals wahrscheinlich einfach zu komplex und nicht dem Zeitgeschmack entsprechend. Um das zu verstehen, schadet es nicht, den damaligen Zeitgeschmack auch einmal kennenzulernen.
Hat der „Stein der Weisen“ für Sie eine Chance, dauerhaft ins Repertoire zurückzukehren?
Ich würde es mir wünschen. Natürlich ist das nicht die „Zauberflöte“. Aber das gilt für viele Opern. Bei Rossini zum Beispiel ist auch nicht alles Gold, was glänzt. Und trotzdem haben wir unseren Spaß daran. Wenn man eine Besetzung hat, die das nicht nur singen kann, sondern auch die Dialoge gut rüberbringt, hat das Stück viel Witz.
Mozart war bekannt dafür, Sängerinnen und Sängern Partien auf den Leib zu schreiben und deren Stimmumfang voll auszureizen. Wie klingt es, wenn sein Mitstreiter Franz Xaver Gerl, der erste Sarastro – hier für sich selbst komponierte?
Es geht für den Bass in diesmal nicht ganz so weit nach unten, ist aber immer noch anspruchsvoll zu singen. Anders als die Nummern für Schikaneder, der ja eher ein singender Schauspieler war. Der Lubano, den er verkörpert hat, ähnelt deshalb sehr dem Papageno und ist eher volksliedhaft angelegt.
Und wie steht es mit dem späteren Tamino-Darsteller Benedikt Schack, der auch einige Nummern beisteuerte?
Die Arie des Helden Astromonte, die in der Uraufführung von Schack verkörpert wurde, hat schon einiges zu bieten. Und Michael Schade, der das bei uns machen wird, war schon sehr glücklich, als wir das zusammen durchgegangen sind. Lustigerweise hat im Stück trotzdem eigentlich die Rolle des Nadir, der nach seiner Nadine schmachtet, mehr mit Tamino gemeinsam. Aber auch da haben wir mit Kai Kluge einen hervorragenden jungen Tenor im Ensemble.
Wie wichtig ist der transparentere, historisch informierte Klang für Mozart und Co.?
Mir geht es vor allem darum, den Zeitgeschmack einzufangen. Unter anderem weil es den Affekten dient, wenn sich ein Sänger ohne Druck und große Kraftanstrengung in die Höhe schwingen kann. Davon profitiert letztlich auch die Diktion. Denn auch bei Mozart lassen sich Text und Musik selten trennen.
Das Gespräch führte Tobias Hell.
Aufführung
am 10. Dezember im Kurhaus Göggingen;
Telefon 0821/906 22 22.