Bei der Jugend mag sich vieles auf digitalem Wege abspielen – sei es in den Sozialen Netzwerken, auf Streaming-Plattformen, beim Online-Gaming oder mittlerweile sogar beim Lernen in der Schule. Vor diesem Hintergrund ist es aber doch irgendwie beruhigend, dass das gute alte analoge Theater offensichtlich trotzdem nicht ausgedient hat. So zumindest der Eindruck nach der Premiere von „Spring doch“, einer Kinderoper von Gordon Kampe und Andri Beyeler.
Während der Pandemie geplant, verschoben und letztlich nur gestreamt, konnte auf der Probebühne der Bayerischen Staatsoper nun endlich richtig Uraufführung gefeiert werden – mit durchschlagendem Erfolg bei der Zielgruppe. Inszeniert hat den kurzweiligen Opernvormittag David Boesch, der sich nach mehreren Arbeiten im großen Haus auch fürs kleine Format nicht zu schade war und beim Schlussjubel sein Ensemble immer wieder ins Rampenlicht jagte, während er selbst ebenfalls stolz am Rand applaudierte.
Wer die digitale Versionvon „Spring doch“ gesehen hat, wird einiges wiedererkennen. Etwa die Projektionen und die „liebevoll“ mit Strichmännchen und deftigen Sprüchen vollgekritzelten Wände in Patrick Bannwarts wandelbarem Bühnenraum. Und doch wirkt die Geschichte um die schüchterne Lena, die sich von ihrer Schulklasse zu einer Mutprobe – dem Sprung vom Dreimeterbrett – herausfordern lässt, mit den Reaktionen des jungen Publikums deutlich intensiver und gibt auch den Sängerinnen und Sängern noch einmal einen zusätzlichen Energieschub.
Dabei scheint Protagonistin Anna-Lena Ebert nicht die einzige Identifikationsfigur zu sein. Denn auch Papa Martin Snell, dem Komponist Kampe neben einigen aberwitzigen Sprüngen auch eine witzige Jazz-Einlage gönnt, genießt die Sympathien der Kinder (und Eltern) im Saal. Ebenso wie Bryan Lopez Gonzalez und Ann-Katrin Naidu in gleich mehreren Rollen, die das Autorenduo aus kindlicher Perspektive skurril überzeichnet. Nicht zu vergessen das zehnköpfige Orchester, das sich in Kampes buntem Stilmix bestens zurechtfindet.
Weitere Vorstellungen
heute sowie am 13., 15. und 16. Dezember; www.staatsoper.de.