Allein gegen den Rest der Welt – eine typische Pose für (Anti-)Helden im Kino. Und prägt auch die Songs auf der Debüt-EP von Downer Ending, „The Jericho Disturbance“. Kein Wunder: Inspiration lieferten Filme wie „Falling Down“, „American Beauty“, „BlaKkKlansman“. Textlich erinnert diese Haltung an den Breitwand-Rock von Muse. Musikalisch aber fällt’s nicht schwer, manch Harmoniewechsel, Gitarrenriff, Kehlkopfsprung der entsprechenden Stelle auch Radiohead zuzuordnen.
Auseinandersetzung mit Vorbildern ist in der Kunst stets der erste Schritt – Radiohead selbst klangen anfangs noch ganz nach ihrerseits bewunderten Bands. Und: Sich an solch hehrem Vorbild nicht zu verheben, muss man erst einmal schaffen. Downer Ending spielen handwerklich erstaunlich reif, klingen weltläufig, kraftvoll. Da ist ein Talent für Ohrwurm-Melodien – und eben jene raue Emotion, die alles antreibt. Vom handelsüblichen, zur Ware verkommenen Weltweh und Jungmänner-(Selbstmit)Leid hebt sich deren Musik dadurch ab, dass sie über Filme gespiegelt und gebrochen ist.
Das Indierock-Trio aus Frank Rosenbauer, Sven Kolb und Frontmann Paul Siwasch (in Kino-Kreisen bereits ein Begriff), beheimatet in München und Kassel, vereint die Leidenschaft für die Leinwand als Ort der Sehnsucht und Geborgenheit. Aber mit dem Bewusstsein, dass Paradiese stets unerreichbar bleiben. Die abschließende Piano-Ballade „Down the Drain“ handelt davon, dass Weltflucht in Filme nicht immer die Lösung ist. Die Band nennt sich nach einer legendären „BoJack Horseman“-Folge. Downer Ending bedeutet, dass es am Ende arg übel ausgeht. Wir aber wünschen uns allemal ein Sequel. Und für die Band-Laufbahn gern ein ganz kitschiges Happy End (in allen bekannten Musik-Datenströmen abzuzapfen, über die Band-Seite als CD bestellbar). THOMAS WILLMANN
Downer Ending:
„The Jericho Disturbance“ (Halfway Down Records).