Ein neues Buch des vor Kurzem schwer verletzten Salman Rushdie, der erste Roman von Benjamin von Stuckrad-Barre seit sieben Jahren und Neues von der jüngsten Literaturnobelpreisträgerin: Das literarische Frühjahr 2023 bringt auffallend viele Höhepunkte. Dabei fällt auf, dass viele Autorinnen und Autoren politische Diskussionen ins Zentrum stellen.
Los geht es im Januar mit dem Buch von Juli Zeh. Diesmal hat sie es nicht allein geschrieben, sondern mit Ko-Autor Simon Urban. „Zwischen Welten“ (Luchterhand Verlag) erzählt von Stefan und Theresa, die sich früher nah standen und sich dann nach einiger Zeit wieder über den Weg laufen. Inzwischen führen sie ganz unterschiedliche Leben – er als Journalist, sie als Bäuerin.
Mit der Klimakatastrophe steht ein weiteres riesiges Thema unserer Zeit im Zentrum des neuen Romans von T.C. Boyle. „Der Countdown zur Apokalypse läuft: Kalifornien geht in Flammen auf, Überschwemmungen bedrohen Florida“, kündigt der Hanser Verlag den Inhalt an. Der US-Amerikaner erzählt von einer Familie, deren Mitglieder ihre jeweils unterschiedlichen Verhältnisse zur Umwelt verhandeln.
Einen großen Bogen spannt Salman Rushdie (Foto: Grant Pollard/dpa) mit „Victory City“. Der 75-Jährige wurde im August 2022 Opfer einer schweren Messerattacke. Doch er schreibt weiter. In „Victory City“, das im April bei Random House erscheint, kehrt der Erzähler nach Indien zurück. Eine neunjährige Waise wird im 14. Jahrhundert von einer Göttin auserkoren, ihr Sprachrohr in die Welt zu sein. Ihre Aufgabe: den Frauen in einer patriarchalen Welt eine gleichberechtigte Rolle zu geben.
Im April bringt einer der amüsantesten Twitter-Autoren seinen Debütroman heraus. Sebastian Hotz alias El Hotzo erzählt von einem jungen Mann, der in den Sozialen Netzwerken viele Follower hat und so unerschütterlich an die eigene Einzigartigkeit glaubt, dass er in Seminaren Lektionen „zum richtigen Mindset“ gibt. Auch Mirko will von ihm lernen, wie man ganz nach oben kommt. „Mindset“ wird von Kiepenheuer & Witsch herausgebracht.
Auch Sheena Patel hat einen Roman über „die toxische Verführung von Social Media geschrieben“, schrieb der „Evening Standard“ über ihren Debütroman „I’m a Fan“. Die Geschichte der Britin handelt von einer modernen Dreiecksbeziehung (Hanser) und kommt im Mai heraus.
Spannend klingt auch die Neuerscheinung der Literaturnobelpreisträgerin Annie Ernaux (Foto: Henry Montgomery/afp), die in „Der neue Mann“ von der Liebesbeziehung einer Frau Mitte 50 mit einem 30 Jahre jüngeren Mann erzählt (Suhrkamp).
Martin Suter veröffentlicht im März „Melody“ (Diogenes, Foto: Jan Woitas/dpa). Der Schweizer erzählt von einem älteren Herrn namens Dr. Stotz, der nicht mehr lange zu leben hat und mit einem Studenten seinen Nachlass ordnet. Er berichtet dem Jüngeren von seiner großen Liebe Melody, die vor Jahrzehnten seine Verlobte war, dann aber kurz vor der Hochzeit verschwand. Dem Studenten fallen Ungereimtheiten in der Geschichte auf.
Benjamin von Stuckrad-Barre legt im April seinen ersten Roman seit sieben Jahren vor. Noch gibt es weder einen Titel noch weitere Details. Vermutlich wird es wieder auch um sein eigenes Leben gehen. Zumindest schreibt Kiepenheuer & Witsch in seiner Ankündigung ganz allgemein: „Aus Erlebnis und Beobachtung wird Fiktion, aus dem Leben ein Roman.“
Auch die US-amerikanische Schriftstellerin Siri Hustvedt bietet in ihrem Band „Mütter, Väter und Täter“ persönliche Einblicke, wie Rowohlt ankündigt. Die Essays „reichen von der Natur von Erinnerung und Zeit bis zu dem, was wir von unseren Eltern erben“. Bekannte Themen der 67-Jährigen wie Feminismus, Psychoanalyse oder die Kunst würden verhandelt.