Ein bisschen wie Angela Merkel

von Redaktion

INTERVIEW Heute Abend ermittelt Mariele Millowitsch wieder als Kommissarin Marie Brand

Sie ist die vielleicht klügste Ermittlerin im deutschen Fernsehen: Marie Brand (Mariele Millowitsch) beeindruckt die Zuschauer immer wieder mit ihren herausragenden analytischen Fähigkeiten. Im neuen Fall „Marie Brand und die Ehrenfrauen“, den das ZDF heute Abend um 20.15 Uhr zeigt, muss die Kölner Kommissarin den Tod eines Ingenieurs aufklären, der auf einer Baustelle ums Leben kam. Mariele (eigentlich: Marie-Luise) Millowitsch ist das jüngste Kind des Kölner Volksschauspielers Willy Millowitsch (1909- 1999) und kam 1955 in der Domstadt zur Welt. Schon als Mädchen stand sie im familieneigenen Theater auf der Bühne. Sie studierte zunächst Veterinärmedizin und promovierte über Bandscheibenvorfälle bei Dackeln, entschied sich letztlich aber doch für die Schauspielerei. Berühmt wurde sie in den Neunzigerjahren durch die Hotelserie „Girl friends“ (ZDF) und die Klinik-Sitcom „Nikola“ (RTL).

Seit 15 Jahren spielen Sie die Kommissarin Marie Brand. Mögen Sie diese Frau?

Überhaupt nicht! (Lacht.) Aber im Ernst: Natürlich mag ich sie, weil sie so ruhig und analytisch ist und genau weiß, wie sie etwas in Erfahrung bringen kann, wenn sie etwas wissen will. Sie ist ein Kopfmensch und das mag ich an ihr.

Muss man als Schauspielerin alle Figuren lieben, die man spielt?

Nicht alle, aber genau das macht die Sache ja auch so spannend. Wenn Sie eine Figur in einer Reihe spielen, ist es natürlich ratsam, sie zu mögen, man begegnet ihr ja regelmäßig. Aber ich habe in 90-minütigen Filmen schon Frauen gespielt, bei denen ich gesagt habe: Mit der wäre ich privat nicht befreundet.

Wären Sie mit Marie Brand befreundet?

Glaube ich schon, ja. Sie hat einen unterschwelligen Humor, den ich sehr gut finde. Ganz ähnlich wie unsere frühere Bundeskanzlerin Angela Merkel übrigens, die kam manchmal auch ganz lustig um die Ecke. So vom trockenen Humor her ähneln sich Marie Brand und Angela Merkel ziemlich, finde ich.

Marie Brand kann mit beiden Händen schreiben. Haben Sie das auch mal versucht?

Hab ich, aber das Problem bei meiner Schrift ist, dass man die auch dann nicht richtig lesen kann, wenn ich mit rechts schreibe, ich habe eine echte Sauklaue. Deshalb werden solche Szenen im Film gefaked, da kommt eine andere Hand zum Einsatz.

Marie Brand und ihr Kollege Simmel, der von Hinnerk Schönemann gespielt wird, gehen durch dick und dünn. Kann man das auch von Herrn Schönemann und Ihnen sagen?

Wir leben ja an weit entfernten Orten, er ist in Mecklenburg-Vorpommern zu Hause und ich in Nordrhein-Westfalen. Aber wir telefonieren häufig, und ich bin mir sehr sicher, wenn es bei einem von uns brennen würde, wäre der andere für ihn da. Klar, jeder von uns hat sein eigenes soziales Netzwerk, aber da ist im Lauf der Jahre schon eine grundlegende Freundschaft entstanden.

Gab’s Anlaufschwierigkeiten oder haben Sie sich auf Anhieb gemocht?

Die Chemie zwischen uns hat gleich gestimmt. Außerdem war von Anfang an gegenseitiger Respekt da, das ist für mich das Allerwichtigste. Hinnerk geht die Arbeit schauspielerisch zwar völlig anders an als ich, aber ich habe sehr viel von ihm gelernt.

Was denn?

Einfach zu spielen und manchmal loszulassen. Das kann ich für die Rolle der Marie Brand zwar weniger gebrauchen, aber das hat mir bei anderen Rollen geholfen, bei denen ich mich jetzt mehr traue und mir sage: Sei mal spontan, wegschmeißen kann man das immer noch.

Er ist ein Schauspieler, der gerne mal improvisiert…

Er sagt im Großen und Ganzen schon seinen Text, aber manchmal improvisiert er auch ein bisschen und da muss man dann schon sehr genau zuhören. Das war bei meinem Vater auch so, der hatte manchmal Texte drauf, die standen so wirklich nicht im Buch.

Sie sprechen von dem berühmten Volksschauspieler Willy Millowitsch…

Genau, bei Willy mussten wir anderen ganz genau zuhören, das habe ich praktisch mit der Muttermilch aufgesogen. Deshalb macht mir die Zusammenarbeit mit Hinnerk auch so einen Spaß – auf das, was er sagt, zu reagieren.

Was haben Sie von Ihrem Vater gelernt, der ja ein großer Komödiant war?

Vielleicht so ein grundsätzliches Timing. Das habe ich von ihm gelernt, ich war ja lange in unserem Theater in Köln. Wobei gelernt wahrscheinlich der falsche Ausdruck ist: Das Gefühl für Timing liegt einem im Blut oder nicht, das kann man nur sehr begrenzt lernen.

Marie Brand ermittelt in Ihrer Heimatstadt Köln. Welche Vorteile hat das für Sie?

Alle. (Lacht.) Ich muss mir zum Beispiel meine Post nicht nachschicken lassen. Hinnerk muss am Wochenende immer hunderte Kilometer nach Hause fahren, der hat’s da viel schwerer als ich. Er fährt Gott sei Dank sehr gerne Auto, was ich nicht tue.

Der Name Millowitsch hat gerade in Köln einen legendären Ruf. Wie begegnen Ihnen die Leute?

Sehr angenehm. Die Kölner sind auch gar nicht so promiverrückt, ich kann beispielsweise mit meiner Freundin Elke Heidenreich ganz normal in einem Café sitzen, das interessiert da keinen. Ich unterhalte mich gern mit den Leuten und brauche manchmal für einen einfachen Einkauf unverhältnismäßig lange, weil ich an jeder Ecke ein Schwätzchen halte.

Das Gespräch führte Martin Weber.

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