Traumhaft gut

von Redaktion

Shuteen Erdenebaatar gestaltete ein Doppelkonzert in der ausverkauften Münchner Unterfahrt

VON REINHOLD UNGER

„Dream Big Dreams“ war der Kompositionszyklus überschrieben, den Shuteen Erdenebaatar mit ihrem Chamber Jazz Orchestra in der ausverkauften Münchner Unterfahrt zur Aufführung brachte. Wie groß die Träume der aus der Mongolei stammenden Wahlmünchnerin auch sein mögen, zurzeit scheinen sie sich alle zu erfüllen.

Es war das Preisträgerkonzert des BMW Welt Young Artist Jazz Award, einem aus einer ganzen Handvoll an Preisen, die der gerade mal 24 Jahre alten Pianistin und Komponistin in den vergangenen Jahren zuerkannt wurden. Völlig zu Recht, wie das zweigeteilte Konzert bewies. Das von ihr dirigierte Orchester erweist sich als stufenlos verstellbarer Klangfarbenmixer, der die je fünf Blech- und Holzbläser, ein Streichquartett und die vierköpfige Rhythmusgruppe stets neu anordnet. Im Saxofonsatz greift man immer wieder auch zu Klarinetten und Flöten, im Jazz seltenere Instrumente wie Waldhorn oder Bassposaune sorgen für zusätzliche Feinheiten der im Detail sensibel ausgehörten Klangarchitektur. Harmoniegesättigte Melancholie kann Erdenebaatar ebenso wie lustvoll Vorwärtsdrängendes, impressionistisch Hingetupftes und gewagtere expressionistische Klangballungen stets sorgsam ausbalancierend.

Nach der Pause, im Quartett mit Bassist Nils Kugelmann, dem variantenreich akzentuierenden Schlagzeuger Valentin Renner und dem brillanten Anton Mangold an diversen Saxofonen und Flöten, sitzt Erdenebaatar selbst am Flügel. Hier bezieht die Musik ihre Spannung nicht zuletzt aus der Reibung von hörbar klassischer Anschlagskultur und jazzgemäß synkopierter Rhythmik, aus sehnsuchtsvoller Melodik und der leidenschaftlichen solistischen Auslotung des kompositorischen Rahmens. Welch ein Glück, die weitere Entwicklung dieser außergewöhnlichen Mehrfachbegabung hier in München quasi aus erster Hand mitverfolgen zu können.

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