Reden gehören bei Jubiläen dazu. Gerade, wenn ein Klangkörper wie das Bayerische Staatsorchester sein 500-jähriges Bestehen feiert. Am Tag nach dem großen Festakt (wir berichteten) durfte die Musik dann aber glücklicherweise wieder ganz für sich sprechen.
Und während sich für die Festgäste am Sonntagvormittag alles um Richard Strauss und seine „Alpensinfonie“ drehte, rückte man beim dritten Akademiekonzert zusätzlich die Hausgötter der ersten Stunde in den Fokus. Durch Namen wie Ludwig Senfl, Orlando di Lasso und Giovanni Gabrieli, mit deren Kompositionen die Blechbläsergruppe des Staatsorchesters den Abend in wechselnder Formation kurz und knackig eröffnete.
Neben Werken des 16. und 20. Jahrhunderts gab es einen Blick in die Zukunft der Musik – mit einer Uraufführung des australischen Komponisten Brett Dean, dessen „Hamlet“ die sommerlichen Opernfestspiele eröffnen wird. Eine gute Gelegenheit also, um sich in die Klangwelt des 61-Jährigen einzuhören. „Nocturnes and Night Rides“, von Dean selbst humorvoll als „meine nicht so kleine Nachtmusik“ bezeichnet, zeigt einen Komponisten, der die Ohren nicht permanent mit Clustern und Dissonanzen fordert, sondern dem Publikum immer wieder auch melodische Momente und rasante Rhythmen gönnt. Das Werk ist dramaturgisch kurzweilig aufgebaut mit klugen Wechseln zwischen atmosphärischen Wachtraumbildern und wild taumelnden „Night Rides“ – sowie mit deutlichen Anklängen an Kollegen wie Ives, Bernstein oder Britten, dessen „Sea Interludes“ wohl ebenso Pate standen. Vladimir Jurowski führte sein Orchester dabei ebenso exakt wie virtuos durch die druckfrische Partitur und ließ es immer wieder energisch aufbrausen. Wobei er Intensität nicht allein mit Lautstärke herbeizauberte, sondern dynamische Grenzen behutsam auslotete.