Therapeutisch

von Redaktion

Die britische Band Architects bringt das Zenith zum Toben

VON MICHAEL HELLSTERN

Schicksalsschläge werfen die Metalband Architects nicht so leicht aus der Bahn: 2016 verloren die Briten überraschend Gitarrist Tom Searle, der mit 28 Jahren an Hautkrebs starb. Zudem leidet Sänger Sam Carter seit Jahren an Depressionen. „Ich weiß nicht, ob ich ohne meine Familie und Freunde noch hier wäre“, erzählt er im Münchner Zenith und ermuntert alle Leidensgenossen, sich Hilfe zu suchen: „Ich kann es kaum in Worte fassen, wie befreiend es ist, sich einer Person anzuvertrauen. Sobald man seine Sorgen und Probleme teilt, fühlt man sich besser.“ Carter steht dabei komplett in Weiß gekleidet auf der Bühne und ist sichtlich mit sich im Reinen.

Die Musik scheint eine Form der Therapie für ihn zu sein: Mal bellt er wütend ins Mikrofon, dann wieder schwingt sich sein Gesang in höchste, gefühlvolle Tonlagen. Auch seine Kollegen strahlen eine mitreißende Energie aus, die in der Halle zwei Stunden lang niemand ruhig auf dem Platz hält. Trotz des Erfolgsalbums „For those that wish to exist“, das in England die Chartspitze erklomm und hierzulande Platz drei erreichte, ist das Zenith nicht ausverkauft. Dabei ist die Show der aus dem Seebad Brighton stammenden Architects ambitioniert. Eine riesige LED-Leinwand wird ohne Pause mit Videos bespielt. Für grandiose Effekte sorgt ein gleißendes Lichtviereck über der Band. Stolze 24 Songs umfasst die Setlist, von denen über die Hälfte auf die jüngsten beiden Alben entfallen. Gerade diese entfernen sich weit vom progressiven Metalcore früherer Jahre. Der industrielle, stampfende Stadion-Rock ist eingängig und schielt auf die Masse. Bestes Beispiel sind die beiden Erfolgssingles „When we were young“ und „Animals“, die als Konzertabschluss von den Fans gefeiert werden. Ihr nächstes München-Gastspiel geben die Architects dann – wie berichtet – auf einer größeren Bühne: Am 24. Mai 2024 spielen die Briten als Vorband von Metallica im Olympiastadion.

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