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von Redaktion

Nach einem Jahr Zwangspause wurden die Golden Globes wieder verliehen

VON BARBARA MUNKER UND CHRISTIAN FAHRENBACH

Vieles war so wie früher – und das mag den Verleihern der Golden Globes gerade recht gewesen sein. Starauflauf auf dem roten Teppich, ein prall gefüllter Ballsaal im Beverly Hilton Hotel und ein sichtlich gerührter Hollywood-Star mit zwei Trophäen in der Hand als Krönung des Abends. Steven Spielberg, zum 14. Mal für einen Regie-Globe nominiert, triumphierte bei der 80. Gala in der Nacht zum Mittwoch vor laut applaudierendem Publikum.

Für das autobiografische Werk „The Fabelmans“, das am 9. März in die deutschen Kinos kommt, nahm der 76-Jährige seinen dritten Regie-Preis entgegen – nach „Der Soldat James Ryan“ (1999) und „Schindlers Liste“ (1994). Der Film, in dem Spielberg auf seine Kindheit und seine frühe Leidenschaft fürs Kino schaut, holte auch den Globe als bestes Drama. Er habe sich lange nicht getraut, eine derart persönliche Geschichte zu erzählen, sagte der Filmemacher.

Mit Spielberg als Sympathieträger hielten die Globes an Traditionen fest, in einem Jahr, in dem die Jubiläums-Gala des Verbandes der in Hollywood akkreditierten Auslandspresse (HFPA) unter großem Druck stand. Denn nach einem Skandal, unter anderem wegen Vorwürfen von Bestechlichkeit und mangelnder Vielfalt in den Reihen der Verleiher, war die Show 2022 ausgefallen. Der Verband, früher ohne ein einziges schwarzes Mitglied, hat sich bei seiner Reform Diversität verordnet, die Zahl der Juroren verdoppelt und nach eigenen Angaben vielfältiger gemacht. „Ich sage euch, warum ich hier bin“, witzelte Moderator Jerrod Carmichael nun zum Auftakt der Gala. „Ich bin hier, weil ich schwarz bin.“ Nach einigen bissigen Kommentaren änderte der Komiker seinen Tonfall. Es gehe darum, Künstler zu ehren. Die Filmbranche verdiene es, wieder zu feiern.

Der erste Preis des Abends ging an den US-Schauspieler Ke Huy Quan als bester Nebendarsteller in der Komödie „Everything everywhere all at once“, die bei uns bereits angelaufen ist. Der 51-Jährige, der 1984 in Spielbergs „Indiana Jones und der Tempel des Todes“ mitspielte, setzte sich gegen Brendan Gleeson („The Banshees of Inisherin“) und Brad Pitt („Babylon“) durch. Michelle Yeoh, die in „Everything everywhere all at once“ eine chaotische Waschsalonbesitzerin spielt, wurde als beste Schauspielerin in einer Komödie geehrt. Drei Golden Globes gingen an die Tragikomödie „The Banshees of Inisherin“, die seit vergangener Woche auch in den deutschen Kinos zu sehen ist. Der Film siegte als beste Komödie, Colin Farrell holte den Preis als bester Schauspieler in einer Komödie, Regisseur und Autor Martin McDonagh nahm die Trophäe für das beste Drehbuch entgegen. In der Drama-Kategorie setzte sich Cate Blanchett („Tár“) als beste Hauptdarstellerin gegen Ana de Armas („Blond“) und Michelle Williams („The Fabelmans“) durch. Zum besten Hauptdarsteller in einem Drama wurde Austin Butler für seine Rolle als Elvis im gleichnamigen Film von Baz Luhrmann gekürt. Die deutschen Hoffnungen wurden enttäuscht: „Im Westen nichts Neues“ ging leer aus. „Argentina, 1985“ holte den Globe als bester nicht-englischsprachiger Film.

Im Gegensatz zu den Oscars zeichnen die Golden Globes auch Fernsehproduktionen aus. Großer Sieger mit drei Preisen war die Comedyserie „Abbott Elementary“. Den Preis als beste Drama-Serie bekam der „Game of Thrones“-Ableger „House of the Dragon“ (siehe DVD-Kurzkritik in der Randspalte, links).

Auch der bühnenscheue Schauspieler Sean Penn trat bei der Gala in Beverly Hills auf, um eine Videobotschaft von Wolodymyr Selenskyj zu überbringen. „Die Besten im zurückliegenden Jahr, das waren Sie“, sagte der ukrainische Präsident der versammelten Hollywood-Prominenz als Dank für die Solidarität, die sein Land erfahren hat. Die Golden Globes seien erstmals für Filme von 1943 verliehen worden, als der Zweite Weltkrieg noch nicht vorbei gewesen sei, dessen wichtigste Schlachten aber schon geschlagen waren. „Auch der Krieg in der Ukraine ist noch nicht vorbei, aber das Blatt wendet sich und es ist bereits klar, wer am Ende gewinnt“, sagte Wolodymyr Selenskyj.

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