IN KÜRZE

Kleiner Horrorladen im GOP-Theater

von Redaktion

Die Dame ohne Unterleib, der Elefantenmensch und der Zwerg mit den zwei Köpfen – solche Jahrmarktattraktionen gibt es heute zu Recht nicht mehr zu sehen. Aber das Kuriose, das Schräge und Abwegige behalten ihren Reiz. Darum geht es im Programm „Freaks“ des GOP. Das Münchner Parade-Varieté feiert die Menschen, die nicht der Norm entsprechen und gerade deswegen das Leben bunt machen. So ist eines der skurrilsten GOP-Programme entstanden – aber auch eines der spannendsten und lustigsten. Normal ist das nicht, was da vor einer Rummelplatzkulisse über die Bühne kreucht und fleucht. Im kleinen Horrorladen herrscht als „Freakmaster“ und Zeremonienmeister der englische Musiker Elyas Khan – eine exaltierte Version von Friedrich Liechtenstein, der live mit Gitarre einen fabelhaften Mix aus Elektro, Rock und Punk darbringt. Der Elsässer Thomas Staath jongliert als bärtiger Kraftlackel mit Reifen. Das hat man im GOP schon öfter gesehen – allerdings nicht mit Lkw-Reifen! Am Ende saust der Muskelprotz so leichtfüßig (und leichthändig) über die Vertikalstange, als wäre er eine zarte Ballerina. Voll freakig! Als „bärtige Lady“ im Kleid rollt Gabriel Drouin im Cyr-Reifen über die Bühne, ein überaus begabter Kanadier, den die Liebe zu einer GOP-Mitarbeiterin nach München verschlagen hat. Lustigster Mensch des Abends ist das „Findelkind“. Höchstwahrscheinlich haben seine Eltern den Italiener Davide Nicolosi alias Skizzo ausgesetzt, weil er der wahrscheinlich lauteste und hyperaktivste Komiker der Welt ist. Skizzo quiekt und quietscht ohrenbetäubend – und verwandelt sich in einer hinreißend komischen Nummer in einen menschlichen Luftballon. Fibi Eyewalker, israelische Schwertschluckerin mit Teufelshörnern, lässt ihm dann mit einem gezielten Stich die Luft raus. Es geht unheimlich zu im GOP – und vor allem unheimlich unterhaltsam. JÖRG HEINRICH

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