Klassik mal ganz cool

von Redaktion

Urbański und Radulović bei Philharmonikern

Weiß gezuckert sind endlich die Münchner Straßen, durch die eisige Winterwinde wehen. Und cool geht es auch beim Konzert der Münchner Philharmoniker in der Isarphilharmonie zu, das an diesem Samstagabend von zwei jungen Männern dominiert wird, die definitiv als Hipster durchgehen: Krzysztof Urbański am Dirigentenpult und Nemanja Radulović an der Solo-Geige.

Der französisch-serbische Violinist verfügt über ein Auftreten wie ein Rockstar, die zarte Seele eines Romantikers und die Virtuosität eines Teufelsgeigers. Beste Voraussetzungen also für Peter Tschaikowskys Violinkonzert. Äußerst zart und durchsichtig gestaltet Radulović die improvisatorisch anmutende Eingangssequenz. Dem schwelgenden Hauptthema im ersten Satz und der elegischen Lyrik im zweiten drückt er mit lässigem Schmelz seinen Stempel auf. In den virtuosen Passagen, vor allem im furiosen Finale, wippt seine schwarze Mähne im verzweifelten Versuch, den rasend schnellen Fingern zu folgen. Und obwohl Radulović alle Blicke auf sich zieht, betört er doch die Ohren des Publikums – was auch deshalb so gut gelingt, weil er intensiv mit den Philharmonikern und Urbański kommuniziert.

In dieser ersten Konzerthälfte nimmt der polnische Dirigent sich und das Orchester zurück und konzentriert sich auf eine unaufdringliche, aber passgenaue Begleitung des Solisten. Nach der Pause treten er und das Ensemble umso eindrücklicher ins Rampenlicht. Gelegenheiten genug dafür bieten die von Maurice Ravel prächtig instrumentierten „Bilder einer Ausstellung“: Sehr facettenreich und farbenfroh gestaltet Urbański den musikalischen Ausstellungsrundgang, mit dem Modest Mussorgsky zehn Bilder Viktor Hartmanns in programmatische Töne gegossen hat: expressiv und mystisch, frech und gespenstisch, makaber und stolz. Wer noch immer glaubt, klassische Musik wäre nicht cool, muss sich nur einmal ein Konzert mit diesen beiden hochbegabten Hipstern geben. ANNA SCHÜRMER

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