Altmeister und Entdeckungen

von Redaktion

Das Comeback des Winterfestivals „3 Tage Jazz“ in Saalfelden

VON REINHOLD UNGER

Wohl dem, der aus dem Vollen schöpfen kann: Seit 2016 kann sich das Jazzfestival Saalfelden neben dem international beachteten August-Event einen kleinen, aber feinen Winterableger leisten. Mit gerade mal acht Bands an einem Wochenende hatte man quantitativ zwar nur einen Bruchteil des üppigen Sommerprogramms zu bieten, qualitativ jedoch gelang „3 Tage Jazz“ (unter diesem schlichten Titel hatte die Festivalgeschichte in den Siebzigerjahren begonnen) dank sorgfältiger Programmplanung nach zwei Corona-bedingten Ausfällen ein erfolgreiches Comeback. Über den nicht nur arg epigonalen, sondern teilweise auch noch schlampig gespielten Spiritual Jazz-Aufguss eines sich Scatter The Atoms That Remain nennenden Quartetts um den zu Recht wenig bekannten Schlagzeuger Franklin Kiermeyer darf man bei diesem positiven Fazit einmal großzügig hinwegsehen.

Dass Altmeister wie der französische Klarinettist Louis Sclavis (diesmal im Quartett mit zwei Cellisten und einem iranischen Perkussionisten in einer Art panfolkloristischem Kammerjazz brillierend) sowie der englische Kontrabassist Barry Guy (im frei improvisierenden Duo mit der jungen katalanischen Pianistin Jordina Millà Intensität und Sprödigkeit geschickt balancierend) für Höhepunkte sorgen würden, war keine Überraschung.

Doch die gab es auch: Neben Millà war das multinational besetzte Sextett Spinifex aus Amsterdam mit seiner furiosen Verquickung von beinahe punkiger Rockenergie, orientalischen Melismen und satten Bläsersätzen über krummen Taktarten die Entdeckung. Ein anderer Sechser, Hildegard lernt fliegen um den phänomenalen Schweizer Vokalartisten Andreas Schaerer, machte bereits Lust auf mehr: Bei der 43. Ausgabe des Festivals im August wird Schaerer als Artist in Residence in speziellen Projekten unterschiedliche Facetten seiner schier unlimitierten stimmlichen Möglichkeiten präsentieren.

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