Was dem einen schön erscheint, schmerzt den anderen als Kitsch. Zum Glück lässt sich über Geschmack ja nicht streiten. Oder doch? Im Münchner Hofspielhaus begeistert derzeit die kleine, feine Revue „Kitschomania“, die sich fast schon philosophisch dem Thema widmet.
Beim Abstieg hin zur Bühne im Tiefgeschoss sollte man das Passwort wissen. Für alle Fälle, falls dort Zauberweltmeister Gaston Florin aka Jacqueline d’Arc, die tiefgründig-mondäne Fabelfrau im lindgrünen Dirndl, danach fragt. Kleiner Tipp: Es ist der Titel dieses quietschvergnügten, klug-satirischen Abends. Er lädt ein zu einer Tour durch klischeebehaftete Themenwelten wie „Bayerns himmlische Bergwelt“, nach Österreich, Paris, der Stadt der Liebe, oder ins feurige Ungarn. Als spielbegeisterte Reiseleiter fungieren Stephan Reiser, der routiniert-couragiert in die Tasten haut, Saxofon spielt und singt, die zauberhafte, Musical-geschulte Anna Knott, der gesanglich wie darstellerisch wandelbare Max Pfnür sowie eben Jacqueline als Gastkünstler(in).
Es wird gesungen, erzählt, gezaubert und (Pantomime) gespielt. Werke von Ludwig Ganghofer bis Georg Kreisler werden zitiert, man begegnet Helden wie dem Schmied von Kochel, dem sterbenden Winnetou und Karl Mays Ave-Maria, taucht ein in Kleists „Hermannsschlacht“ (wunderbar skurril), trifft die Disney-Prinzessinnen (Hach!) und lustwandelt zu Joe Dassin über die Champs-Élysées. Viel Raum für Schwelgerei, Gelächter und Gedanken lässt dieser kurzweilige Abend, ausgedacht und inszeniert von Georg Büttel. Gelegentlich verliert man den roten Faden und sucht nach dem Kitsch, weil – das ist doch tiefsinnig und Kunst!?
Nächste Vorstellungen
heute sowie am 2. Februar, 9., 18., 23. und 24. März; www.hofspielhaus.de