Mit Wohlfühlfaktor

von Redaktion

Der britische Rapper Loyle Carner reißt das Publikum in der ausverkauften Tonhalle mit

VON CLARA KISTNER

Dienstagabend, halb sieben – bereits eineinhalb Stunden vor Konzertbeginn bildet sich vor der Tonhalle im Werksviertel eine ambitionierte Schlange. Londons charmantester und wohl bodenständigster Rapper Loyle Carner füllt im Moment die Konzerthallen dieser Welt. Eine Abendkasse gibt es hier nicht, denn so wie bei den meisten Auftritten seiner Tour, ist auch der in München schon lange ausverkauft.

Mit seinem dritten Album „hugo“ lässt der 28-Jährige tief blicken. In einigen Songs verarbeitet Carner sehr offen und poetisch das nicht ganz einfache Verhältnis zu seinem Vater bis hin zur Versöhnung und dem Wiederaufbau ihrer Beziehung nach der Geburt des eigenen Sohnes. Andere Texte handeln von Herkunft, persönlichem Wachstum, mentaler Gesundheit und der Kraft der Verletzlichkeit. In der Tonhalle zeigt sich der Brite hellauf begeistert von der wunderschönen Stadt und dem, wie er mehrmals betont, „besten Publikum“ der Tour. Bei einem weiteren Soundcheck während des Konzerts meint er, dass er sich allein in München wohl genug fühle, eines seiner Gedichte ohne Mikrofon vorzutragen, derweil die technischen Schwierigkeiten behoben werden. Es ist mucksmäuschenstill in der Halle und alle lauschen gebannt. Während des gesamten Abends, beginnend mit der Glanzleistung des ebenfalls britischen Support-Acts Kofi Stone bis hin zum letzten Gedicht um halb elf, sieht man nur vereinzelt Smartphones mitfilmen, was für die anwesende Altersgruppe doch sehr untypisch ist. Carners Hingabe und Leidenschaft stecken einfach an und reißen mit. Und so wird dieser Auftritt zu einem einmaligen Erlebnis und einem unvergesslichen Abend.

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