Antworten auf Berlins offene Kulturfragen

von Redaktion

Aviel Cahn übernimmt Intendanz der Deutschen Oper – Staatsoper sucht weiter Chefdirigenten

VON GERD ROTH

Mit einer neuen Spitze an der Deutschen Oper ist eine der offenen Fragen in Berlins aufgewühlter Opernszene gelöst. Der Schweizer Regisseur, Sänger und Theaterleiter Aviel Cahn wird neuer Intendant. Der 48-Jährige soll das größte Opernhaus der Hauptstadt zum 1. August 2026 übernehmen – eine Überraschung. Der promovierte Jurist ist seit vier Jahren Generaldirektor des Grand Théâtre in Genf. Dort lief sein Vertrag eigentlich bis 2029.

Zuvor stieß er in zehn Jahren als Intendant der flämischen Oper Opera Vlaanderen in den belgischen Städten Antwerpen und Gent zahlreiche Projekte an und wurde mit Produktionen des Hauses mehrfach prämiert. Solche Erfolge konnte er auch mit der Oper in Genf feiern. Cahn verpflichtete neben großen Namen des Opernfachs auch Literaturnobelpreisträger Dario Fo oder Hollywood-Star Christoph Waltz als Regisseure oder Performance-Künstlerin Marina Abramović fürs Bühnenbild. Die aktuelle Genfer Spielzeit läuft unter dem Motto „Migrierende Welten“. Cahn folgt in Berlin auf Dietmar Schwarz.

Alle drei großen Berliner Häuser (neben der Deutschen Oper die Staatsoper und die Komische Oper) stehen vor grundlegenden Veränderungen. Die Staatsoper ist nach dem gesundheitsbedingten Amtsverzicht von Dirigent Daniel Barenboim noch ohne Generalmusikdirektor. Zudem geht der dortige Intendant Matthias Schulz zur Spielzeit 2025/26 ans Opernhaus Zürich und wird von der jetzigen Bregenzer Festspiel-Intendantin Elisabeth Sobotka abgelöst.

An der Komischen Oper ist die Spitze schon neu geordnet. Das Duo Susanne Moser und Philip Bröking hat den langjährigen Intendanten Barrie Kosky abgelöst, der als Regisseur weiter zur Verfügung steht. Die Verwaltungserfahrung von Moser und Bröking soll durch unruhige Zeiten helfen. Das Haus muss grundlegend saniert und erweitert werden. Die Kosten werden auf 437 Millionen Euro geschätzt. Für eine noch ungewisse Zeit zieht die Komische Oper im Sommer um. Das Schillertheater im Westen der Stadt wird dann zur Spielstätte, zudem sind dezentrale Projekte im gesamten Berliner Raum geplant.

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