Die Liebe des Münchner Publikums zu Zubin Mehta ist nach wie vor ungebrochen. Das zeigte schon der begeistert aufbrausende Applaus, mit dem der mittlerweile 86-Jährige beim Akademiekonzert im Nationaltheater begrüßt wurde. Eine Wiedersehensfreude, die hörbar vom Staatsorchester geteilt wurde. Mag es auch 16 Jahre her sein, dass seine Amtszeit als Generalmusikdirektor endete, der damals eingeimpfte typische Mehta-Sound scheint in den Adern vieler Musikerinnen und Musiker noch immer aktiv und sofort wieder abrufbar, sobald er zum Taktstock griff.
Selbst, wenn beim Auftragswerk von Minas Borboudakis nur wenig zu holen war. „Apollon et Dionysos, Patterns, Colors and Dances“ gab sich gemäßigt modern und groß instrumentiert, doch die Partitur schien sich durch ihren Hang zu Bombast beinahe selbst zu erschlagen. Um wie viel nuancierter zeigte sich da das Mendelssohn-Violinkonzert, bei dem Vilde Frang ihre Geige vor allem im langsamen Mittelsatz auf geradezu betörende Weise singen ließ. Dynamisch flexibel gestaltend, mit dem nötigen Nachdruck, aber ebenso mit hauchzarten Tönen, die sie ihrem Instrument immer wieder abtrotzte. Mit einem zunächst nur subtil unter der Oberfläche wahrnehmbaren Leuchten, das sich im vor Lebensfreude überschäumenden Finale endlich seinen Weg bahnte. Behutsam begleitet vom Altmeister am Pult, der seiner Solistin bereitwillig folgte.
Das Ereignis des Abends war dennoch Anton Bruckners Siebte, für die Mehta vom ausverkauften Saal mit stehenden Ovationen gefeiert wurde. Eine Interpretation, die auf das bei Bruckner gern zum Einsatz kommende Weihrauchfass verzichtete und den irdischen Sphären verhaftet blieb. Ohne jede Verklärung, dafür mit satten, kräftigen Farben malend. Keine Altersmilde, sondern zupackendes Musizieren, das schon am Ende des Kopfsatzes eine erste kleine Apotheose inszenierte, nach der das Drama sich allerdings im Adagio gerade in den tiefen Streichern erst so richtig entfaltete. Trotz breiter Tempi blieb die Musik stets im Fluss und der Spannungsbogen ungebrochen. Ebenso wie im sich kontrolliert entladenden Gewitter des Scherzos, das die Blechbläser des Staatsorchesters in Hochform zeigte. Ein Bonus, den Mehta für sich und das Publikum zu nutzen wusste.