Das traditionelle Musikfestival von Sanremo ist mit einem Favoritensieg und einer politischen Botschaft zum Krieg in der Ukraine zu Ende gegangen. Am frühen Sonntagmorgen kürten die italienischen TV-Zuschauer und eine Jury den Sänger Marco Mengoni zum Gewinner. Der 34-Jährige darf Italien mit seinem Siegersong „Due Vite“ – einer typischen Popballade – beim Eurovision Song Contest in Liverpool vertreten. Mengoni hatte auch 2013 in Sanremo gewonnen. Bereits seit Tagen galt der Sänger als Favorit auf den Sieg. Als Stargäste interpretierten Depeche Mode erstmals ihren Song „Ghosts again“ sowie den Welthit „Personal Jesus“.
Abgesehen von der Musik stand die Politik im Fokus der fünf Abende des Festivals in der norditalienischen Küstenstadt. Kurz vor der Verkündung des Siegers in der Nacht auf Sonntag las Moderator Amadeus einen Brief von Ukraines Präsident Wolodymyr Selenskyj vor. „Die Ukraine wird diesen Krieg mit Sicherheit gewinnen. Sie wird den Krieg zusammen mit der freien Welt gewinnen. Ich bin sicher, dass wir eines Tages alle gemeinsam das Lied unseres Sieges hören werden.“
Schon seit Wochen sorgte Selenskyj im Zusammenhang mit Sanremo in Italien für Aufregung. Eigentlich war geplant, dass bei einer der Shows eine Videobotschaft des Ukrainers gezeigt wird. Dagegen aber protestierten einige Politiker, allen voran Verkehrsminister Matteo Salvini. Der Chef der rechtspopulistischen Lega – jahrelang als großer Fan des russischen Präsidenten Wladimir Putin bekannt – meinte, dass das Musikfestival unpolitisch bleiben sollte. Dies blieb es freilich nicht: An den diversen Abenden warteten die Moderatoren und Gäste oft mit politischen und gesellschaftlichen Botschaften auf. Italiens bekannteste Influencerin Chiara Ferragni etwa sprach sich für das Recht der Frauen auf Abtreibung und gegen Bodyshaming aus. Die Weltklasse-Volleyballerin Paola Egonu kritisierte, dass Italien auch 2023 ein rassistisches Land sei. Am Eröffnungsabend war Staatspräsident Sergio Mattarella zu Gast, der Komiker Roberto Benigni sang ein Loblied auf die Verfassung.