Aus der Zeit gefallen? Von wegen! In Shakespeares Drama „Julius Caesar“ (uraufgeführt 1599) sei die „Sorge um die Demokratie“ der Antrieb der Attentäter, sagt Christian Stückl – und das könne man mit Blick auf Putin und Erdogan durchaus aktuell lesen. Aber natürlich sei das Stück auch ein „ganz schön alter Stoff“, meint der Theatermacher und lacht: „Schon wieder ein Sandalen-Stück! Aber Sandalen-Stücke funktionieren bei uns ganz gut.“ Und weil dem so ist, wird Stückl fürs Passionstheater in Oberammergau heuer im Sommer „Julius Caesar“ inszenieren; Stefan Hageneier kümmert sich um die Ausstattung, Markus Zwink um die Musik. Im Mai starten die Proben; auf die Premiere am 30. Juni folgen sieben Vorstellungen.
Es wird also – ein Glück! – auch im Jahr nach der Passion Theater gespielt in Oberammergau. Gestern stellten die Verantwortlichen die Pläne vor. „Training fürs Passionsspiel“ nennt Stückl die Produktion völlig richtig. Schließlich kann der Spielleiter somit seine Laienschar aktiv und dabei nach neuen Talenten Ausschau halten. Apropos Passion: Das jüngste Spiel war das erfolgreichste in der Geschichte Oberammergaus, die Auslastung lag bei mehr als 91 Prozent – genaue Zahlen stellt die Gemeinde am 25. März vor.
Außer dem neuen Shakespeare, für den Stückl mit rund 200 Mitwirkenden rechnet, gibt es beim Kultursommer auch das Wiedersehen mit einen populären alten Bekannten: Der längst legendäre „Brandner Kaspar“ aus dem Münchner Volkstheater läuft in Oberammergau zweimal im Breitwandformat. Endlich kehrt auch das Heimatsound-Festival nach vierjähriger Zwangspause zurück. Frederik Mayet und Till Hofmann präsentierten gestern die ersten Bands – und das Programm klingt vielversprechend. Besonders spannend auf derart großer Bühne dürfte der Auftritt von Slatec werden, der zweiten Formation von Posaunist Roman Sladek, dem Gründer der Jazzrausch Bigband, die für einen höchst tanzbaren, mitreißenden Mix aus Techno und Jazz steht. Außerdem zugesagt haben die wortgewandten niederbayerischen Hip-Hopper Dicht & Ergreifend, Django 3000, Hannes Ringlstetter & Band, Voodoo Jürgens kommt aus Wien, und aus Zürich reist Steiner & Madlaina an, das Duo von Pippo Pollinas Tochter Madlaina und Nora Steiner.
Der Vorverkauf fürs zweitägige Festival hat gestern begonnen – der Ansturm ließ den „Server rauchen“, freut sich Hofmann. Heimatsound werde „aus dem Dorf heraus gestemmt – mitten im Dorf“, erklärt Mayet die Begeisterung. „Die Leute buchen nicht bestimmte Bands, sondern die Atmosphäre.“ Und die passt. Eh klar.
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und Karten unter www.passionstheater.de.