Unser Mann im Puffviertel

von Redaktion

Voodoo Jürgens spielt umwerfende Wienerlieder im Backstage

VON JOHANNES LÖHR

Unser Lieblingswiener ist wieder in der Stadt: Voodoo Jürgens tänzelt auf die Backstage-Bühne, bestens gelaunt – und sauber gekleidet ja eh: auberginefarbener Schlaghosenanzug, wild gestreiftes Nylonhemd, eine Flasche Veltliner im Anschlag, die nach zwei Dritteln des Auftritts geleert sein wird. Schließlich ist heute Abschluss der Tournee zum neuen Album (neichn Oibum) „Wie die Nocht noch jung wor“ des Mannes, der eigentlich David Öllerer heißt und gar nicht aus Wien kommt, sondern aus Tulln, was so viel ist wie das Wiener Fürstenfeldbruck und somit noch abgründigere Sozialstudien hergibt.

Der Voodoo hat seine Kunstfigur mittlerweile dermaßen perfektioniert, dass man nicht weiß, ob das jetzt Parodie ist oder ob er die Beisln und Tschocherln im Puffviertel zwischen „Lassalle Strossn“ und Prater tatsächlich nur zum Kippenkaufen verlässt. Der neue Song „Weida is gscheida“ jedenfalls ist eine so großartig strizzihafte Warnung vor den fatalen Folgen eines Faustkampfs mit ihm, dass man von da an das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht bekommt.

Die Begleitkapelle Ansa Panier schiebt den dürren Kerl mit den gschneckelten roten Haaren dermaßen versiert durch Balkanpolka, Ska und geschrammeltes Wienerlied, dass er sich nur fallen lassen und seine grundsympathischen Schnurren mit gedehntem Raunzen deklamieren muss. Wenn man will, kann man hier den Geist Helmut Qualtingers, das Dandytum des jungen André Heller, die Traurigkeit von Ludwig Hirsch entdecken und spätestens bei „2 Liter Eistee“ Dylan und The Band im rosa Bauernhaus klampfen hören. Muss man aber nicht. Man kann auch einfach Pogo tanzen oder zu „In deiner Nähe“ mit der Holden schmusen. „Ein Liebeslied“, so moderiert der Voodoo es an. „Ma kannt aa sogn: A Hosentürl-Reiber.“ Ja eh.

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