Ein Mann, eine Gitarre und ein samtener Bariton. Viel mehr ist es nicht, das George Ezra aufbietet in der gut gefüllten Olympiahalle. Seine großartige siebenköpfige Band freilich und einen charmanten Künstler als Vorband. Passenger wärmt die Arena in bester Straßenmusiker-Manier für den Hauptact auf. Obgleich er sich halbernst bei Ezra dafür entschuldigt, das Publikum mit seinen Liedern deprimiert zu haben.
Die Fans wirken alles andere als betrübt, als der Sänger überpünktlich und herrlich unaufgeregt um 21 Uhr auf die von einem riesigen silbernen Rahmen umspannte Bühne kommt. Er breitet die Arme aus, als wollte er die ganze Halle umarmen. Und schenkt dem Publikum ein charmantes Lächeln, das Töchter und Schwiegermamas gleichermaßen seufzen lässt. Wer sich nach ein bisschen Wärme sehnt an diesem eiskalten Februarabend, den wird George Ezra nicht enttäuschen.
Und so nimmt er die knapp 8000 Besucher mit auf einen musikalischen Städtetrip, der von „Barcelona“ über „Budapest“ und „Manila“ direkt ins „Paradise“ führen soll. Drei Alben hat er im Gepäck, auch sein neuestes Werk „Gold Rush Kid“. Mit der ersten Single-Auskopplung „Anyone for You (Tiger Lilly)“ eröffnet er den Abend, mit Kraft in der Stimme und geschlossenen Augen. Der 29-jährige Brite ist der freundliche Gegenentwurf zu allem, was laut und wild und zerstörerisch ist in der Musik und ja, der Welt. Bodenständig und zurückhaltend. Manchen mag das zu brav daherkommen. Für alle anderen sind Lieder wie „Cassie O“ oder „Pretty Shining People“ die Essenz von guter Laune.
Die versprüht auch „Dschoadsch“, wie er sich gewohnheitsmäßig britisch-vornehm zu Beginn vorstellt. Lässt seine warme, kräftige Stimme durch Blues, Folk, Pop-Rock und Country knödeln. Erzählt kurze Geschichten. Und zeigt, dass er halt doch mehr ist, als „nur“ ein Mann mit Gitarre und samtenem Bariton.
Bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe fiebern die Fans einigen großen Hits wie „Budapest“ und „Shotgun“ zwar noch entgegen. George Ezra, höflich wie er ist, wird sie sicher nicht enttäuscht haben.