Die Isarphilharmonie ist nicht der schlechteste Ort für eine groß angelegte Familienfeier; gerade für eine Musikersippe wie die Bachs. Organisiert wird das Stelldichein von den Berliner Barock Solisten unter Federführung von Daniel Gaedes. Frank Peter Zimmermann gibt den geigenden Zeremonienmeister der Feier mit ihrer feinen Programmarchitektur: Drei Violinkonzerte des barocken Stammvaters werden gerahmt von instrumentalen Sinfonias dreier seiner großen Söhne (ob wohl auch die Töchter komponierten?).
Schon mit den ersten Tönen von Carl Philipp Emanuel, später auch bei Wilhelm Friedemann und Johann Christoph Friedrich demonstriert das Ensemble die Vorzüge seiner ganz spezifischen Interpretationshaltung: Die zwölf Musikerinnen und Musiker zelebrieren auf modernen Instrumenten historische Aufführungspraxis im besten Sinne, indem sie nicht dogmatisch auf Originalklang versessen sind, sondern die Vorzüge der vorklassischen Instrumentalpraxis zeigen: luftige Dynamik, freies Spiel und betörende Transparenz.
Ein Schlüssel dazu ist die Aufstellung, indem auf der Bühne nur der Cembalist und der Cellist „gezwungenermaßen“ sitzen. Dazu kommt, dass bei dieser Ensemblegröße jeder und jede solistische Verantwortung übernehmen muss, niemand kann sich hinter orchestralen Klangmassen verstecken – wodurch alle gemeinsam über sich hinauswachsen.
Und doch ragt Frank Peter Zimmermann heraus. Mit hochprofessionellem Understatement spielt er im Tutti mit, um sich in den solistischen Passagen mit nonchalanter Eleganz hervorzutun. Von überirdischer Schönheit gerät der langsame Mittelsatz in Johann Sebastians BWV 106R, wo der Solist über einem gezupften Klangbett der Streicher entrückte Melodien von höchster Intensität kreiert. ANNA SCHÜRMER