Fassungsloses Staunen in der Isarphilharmonie: Man traut seinen Augen und Ohren nicht, wie präzise Daniil Trifonov in knochenbrecherischem Tempo die höllischen Hürden von Prokofjews drittem Klavierkonzert meistert. Mit schwindelerregender Leichtigkeit scheint der 32-jährige Russe ganze Klangkaskaden mühelos aus dem Ärmel zu schütteln.
Im direkten Vergleich mit Evgeny Kissin, der am Vorabend just am selben Ort aufgetreten war, zeigt sich, dass die beiden in ganz verschiedenen Ligen spielen: Während sein 51-jähriger Landsmann eher wie ein aufgezogener Automat agiert, nutzt der Tastenmagier Trifonov seine schier grenzenlosen technischen Fähigkeiten dazu, jede Passage, jeden Takt, ja, jede einzelne Note klug zu gestalten. Den verblüffenden e-Moll-Akkord am Ende des zweiten Satzes etwa hat man kaum je so fahl gehört wie an diesem Abend. Und wenn ihm das sensibel begleitende London Philharmonic Orchestra zu langsam ist, dann übernimmt Trifonov kurzerhand das Kommando, zieht das Tempo an und reißt alle anderen Akteure einfach mit.
Rätselhaft bleibt, warum sich das Orchester zur Einrahmung dieser Sternstunde bei den Konzerten seiner Deutschland-Tournee ausgerechnet zwei Beethoven-Standardwerke (die „Coriolan“-Ouvertüre und die „Eroica“-Symphonie) ausgesucht hat – als wollte es Nachteulen nach Schwabing tragen. Unter der engagierten Leitung der 42-jährigen New Yorker Dirigentin Karina Canellakis boten die berühmten Briten in München saubere, solide, souveräne Routine. Man könnte zu diesem Auftritt notieren: „Keine besonderen Vorkommnisse“ – und damit wäre schon alles Wesentliche gesagt. Die Nürnberger „Eroica“-Expedition am 25. März mit Joana Mallwitz am Pult dürfte jedenfalls deutlich interessanter werden.