Große Freude in ganz Deutschland, große Freude auch explizit in München. Hier wohnt Erfolgs-Regisseurin Caroline Link. Zwei ihrer Filme waren bereits für einen Oscar nominiert, „Jenseits der Stille“ (1998) und „Nirgendwo in Afrika“ (2003), letzterer gewann dann tatsächlich in der Kategorie „Bester nicht-englischsprachiger Film“. Die 58-Jährige, die zuletzt die fantastische Serie „Safe“ herausgebracht hat, kann sich also ganz gut einfühlen in die Lage, in der sich ihr Kollege Edward Berger gerade sicherlich sehr gern befindet. Dessen Film „Im Westen nichts Neues“ gewann in der Nacht zu Montag sogar vier Oscars: als bester nicht-englischsprachiger Film, für die beste Kamera (James Friend), für die beste Filmmusik (Volker Bertelmann) sowie für das beste Szenenbild (Christian M. Goldbeck und Ernestine Hipper, siehe Artikel oben). Nominiert war „Im Westen nichts Neues“, der im Februar wie berichtet bereits sieben britische Bafta-Awards abgeräumt hatte, darunter den für die beste Regie, insgesamt sogar für neun Goldjungen.
„Ich freue mich sehr für Edward Berger und sein Team. Und gratuliere ganz, ganz herzlich zu diesem Riesenerfolg“, sagt Caroline Link montagsfrüh im Telefonat mit unserer Zeitung. „Vier Oscars, das ist eine Sensation!“ Caroline Link selbst hat den Film bisher „leider nur im Fernsehen sehen können“. Und hofft daher, dass Netflix „Im Westen nichts Neues“ jetzt, „nach diesem Erfolg“, noch einmal ins Kino bringt. Denn dorthin gehörten schließlich große Werke wie dieses: auf die große Leinwand.
Eigentlich wäre jetzt doch eine schöne Gelegenheit, dann auch gleich drei weitere Klassiker wieder zurück in die Lichtspielhäuser zu holen. Nämlich die drei, die bisher den Oscar in der Kategorie „bester nicht-englischsprachiger Film“ gewonnen haben: Volker Schlöndorffs „Die Blechtrommel“ (1980), Caroline Links „Nirgendwo in Afrika“ (2003) und Florian Henckel von Donnersmarcks „Das Leben der Anderen“ (2007). Interessanterweise sind bis auf „Das Leben der Anderen“ alle deutschen Oscar-Gewinner Roman-Adaptionen. Mit der Literatur hat man’s im Land der Dichter und Denker eben. Alle hintereinander weg zu schauen, in roten Samtsesseln, mit einer Extraportion Popcorn auf dem Schoß. Das wäre ein preisverdächtiger Abend. KATJA KRAFT